Daumen hoch bei der SPD im Raum Salzgitter
Wolfenbüttel. Spätestens seit Mittwoch ist der Bundestagswahlkampf in der Region eröffnet. Wie einen Boxer in der Arena hat die SPD den vermeintlichen Kanzlerkandidaten Martin Schulz begrüßt. Hymne, Jubel, stehende Ovationen begleiteten den Einzug des künftigen Vorsitzenden, der am heutigen Samstag von der Partei gekrönt werden soll. Er war Gastredner bei der SPD-Delegiertenkonferenz, die in der vollen Lindenhalle in Woflenbüttel Sigmar Gabriel zum hiesigen Kandidaten für die Bundestagswahl kürte.
Daumen hoch für die anstehenden Wahlen, lautete das Motto bei den Sozialdemokraten. Entsprechend ließen sich die Protagonisten ablichten. Seit Martin Schulz als neuer Vorsitzender und designierter Kanzlerkandidat feststeht, geht ein Ruck durch die SPD. Die Partei glaubt wieder an sich. Das war auch am Mittwoch in der Lindenhalle zu spüren, wo die 170 Delegierten nicht nur ihren Kandidaten Sigmar Gabriel feierten, sondern vor allem Hoffnungsträger Martin Schulz.
Die ersten Worte sprach aber der Vorstandschef der Salzgitter AG, Heinz-Jörg Fuhrmann. Er lobte Gabriel, der sich mit Erfolg als Wirtschaftsminister gegen die Dumpingstahl-Konkurrenz aus China gestemmt habe. „Sie haben sich nicht dem Mainstream gebeugt.“
Martin Schulz dagegen konzentrierte sich in seiner Rede auf den Wahlkampf, nannte die AfD keine „Alternative für Deutschland, sondern eine Schande für Deutschland“. Er widmete sich der Krise zwischen Deutschland und der Türkei und forderte die SPD auf, um das Vertrauen der Menschen zu werben. Das müsse die „Sozialdemokratie zurückgewinnen“.
Sigmar Gabriel sprach deutlich länger als gedacht, vielleicht auch weil er sich als Wirtschaftminister und Außenminister zu vielen Themen äußerte. Er brachte seinen Stolz auf die Industrieregion 38 zum Ausdruck, sprach aber auch über das Verhältnis zu den USA und ihres Präsidenten Donald Trump. Die Pläne, wegen der amerikanischen Forderungen den deutschen Wehretat möglicherweise auf 70 Milliarden Euro pro Jahr aufzurüsten, nannte er „Wahnsinn“.
Auch auf seinen Abschied als SPD-Vorsitzender ging Sigmar Gabriel ein und machte keinen Hehl daraus, dass es ihm schwer falle, das Amt nach siebeneinhalb Jahren abzugeben. Zugleich machte er einen erleichterten Eindruck. Er sei „saufroh“, dass die SPD unter Martin Schulz bei der Bundestagswahl eine größere Chance habe als unter ihm.
Bei den Delegierten kamen diese Erkenntnis und der Rückzug gut an. Das Ergebnis für den Kandidaten Gabriel für den Wahlkreis Salzgitter-Wolfenbüttel-Goslar kann sich sehen lassen. Von den 170 gemeldeten Delegierten gaben 138 ihre Stimme ab, 136 sprachen sich für den Mann aus Goslar aus – bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung.