Die Werbegemeinschaft Salzgitter-Bad steht ohne Vorstand da
SZ-Bad. Versteinerte Gesichter, traurige Minen: Die Werbegemeinschaft Salzgitter-Bad steht vor einem großen Rätsel. Wie geht es weiter? Geht es überhaupt weiter? Die Zukunft steht noch in den Sternen und konnte auch bei der vergangenen Mitgliederversammlung in den Räumen der Wirtschafts- und Innovationsförderung Salzgitter (WIS) nicht geklärt werden. Doch eins steht fest, der bisherige Vorstand will auf keinen Fall mehr wiedergewählt werden.
Vorsitzende Sabine Kaiser und ihre Stellvertreterinnen hatten zur Mitgliederversammlung eingeladen. Das Interesse war gewaltig. „Ich fühle mich wie der Pastor an Heiligabend. So voll war es lange nicht mehr“, wunderte sich die Vorsitzende. Mit trauriger Mine las sie die Tagesordnung vor und betonte immer wieder, dass sie und ihr Team sich von der Politik, der WIS und auch den Mitgliedern im Stich gelassen fühlen.
„Wir wollten frischen Wind hineinbringen. Haben wahnsinnig viel Zeit in unsere Arbeit investiert“, so Sabine Kaiser. Dennoch wurde die Arbeit nach ihren Worten von keiner Seite honoriert. Sie seien sogar auf offener Straße „aufs Übelste beschimpft worden“, als sie ein Konzept zur Öffnung der Fußgängerzone vorgeschlagen hatten. „Wir wollen, dass die Geschäfte eine Perspektive haben und die Fußgängerzone für den sanften Verkehr öffnen. Viele Kunden nutzen kurze Wege“, so Sabine Kaiser vor den knapp 50 Mitgliedern.
Das kam aber nicht an. Auch innerhalb des Vereins wurden kaum Veranstaltungen wahrgenommen. Zum Impulsvortrag für einen lokalen Online-Marktplatz kamen nur „magere 46 Zuhörer“ von 300 eingeladenen Gästen. „All dies hat dazu geführt, dass wir nicht mehr zur Wahl stehen“, erklärte Sabine Kaiser mit zittriger Stimme. Dennoch dankte sie den Unterstützern, den Mitgliedern und besonders Geschäftsführer Reinhard Becker für mehr als 30 Jahre Einsatz für die Werbegemeinschaft: „Ohne Reinhard würde die Werbegemeinschaft nicht funktionieren.“ Das gab Applaus. Und endlich mal ein Lächeln in derRunde.
Im August 2016 hatte der Vorstand es den Mitgliedern und der Politik mitgeteilt, dass er nicht mehr zur Wiederwahl antritt. Sabine Kaiser: „Herr Klingebiel hat sich für unsere Arbeit bedankt. Mehr kam leider nicht.“ Bis jetzt sei kaum jemand auf den Vorstand zugekommen.
Viel hat das Damentrio nach eigener Darstellung erreicht. Der Einkaufsführer konnte in zweiter Auflage herausgebracht werden. Seit 2011 wurden mehr als 10.000 Stadtgutscheine verkauft. Veranstaltungen wie FrühlingsRausch und LichterRausch gelten als große Erfolge, auch der WeihnachtsTreff sei gut besucht gewesen, hieß es.
Die Kassenprüfer Matthias Giffhorn und Michael Tilch entlasteten am Abend den Vorstand, kritisierten jedoch die hohen offenen Mitgliederbeiträge. Die Altstadt-Gutscheine verlieren erst 2020 ihre Gültigkeit und könnten auch bei einer Auflösung des Vereins in den Geschäften eingelöst werden.
Ehren-Vorsitzender Siegbert Lauk-Reineke lobte den Einsatz der Frauen: „Wir bedauern, dass ihr nicht noch einmal kandidiert. Wir haben es aber zu respektieren. Es wäre allerdings sehr traurig, wenn ein Verein nach mehr als 50 Jahren nicht mehr weitergeführt wird.“
Bei der Wahl des Vorstandes, die Lauk-Reineke leitete, meldete sich niemand. „Es ist bedauerlich. Dennoch bricht morgen nicht alles zusammen.“
Jurist Martin Hülsebusch klärte die Anwesenden auf: „Die Vorsitzende bleibt erstmal im Amt. Der Verein existiert weiter. Nun muss der Vorstand überlegen, ob er erneut einlädt, um die Auflösung abzuwickeln.“ Das Gremium will kommende Woche das Gespräch mit der WIS suchen, so Sabine Kaiser. „Es muss jemanden geben, der sich für uns verantwortlich fühlt“, erklärt Sabine Kaiser mit Blick zu Ortsbürgermeister Michael Hoffmann. Der entgegnete: „Wir helfen gern. Aber wälzen Sie die Arbeit nicht auf die Stadt ab. Suchen Sie Menschen, die mitmachen.“
Einer erklärte sich an dem Abend dann doch noch bereit. „Ich würde den Vorsitz übernehmen, wenn ein kompletter Vorstand zusammenkommt und Teams für Veranstaltungen gebildet werden“, so Heinz Strauß, Inhaber der Firma Bergenroth. Das kam an und gab Applaus, doch Kandidaten fehlten. Vielleicht ließe sich das Ruder noch herumreißen, lautete die Hoffnung. Ortsbürgermeister Hoffmann appellierte an den Vorstand: „Versuchen Sie ein Team um Herrn Strauß zu bilden.“
Sabine Kaiser allerdings resignierte: „Wir werden nicht mehr Klinken putzen gehen. Es war lange genug Zeit, auf uns zuzukommen. Wenn ein Vorstand gewählt wird, freuen wir uns.“ Bleibt abzuwarten, was in den nächsten Wochen passiert.