Ein verträumter Abschied für Salzgitters Kultursommer
SZ-Salder. Melancholisch und verträumt. So geht Salzgitters Kultursommer 2019 zu Ende. Das sagt jedenfalls Can Leman. Er beschließt am Sonntag, 18. August, ab 19 Uhr das Programm mit einem Akustikkonzert im Mühlengarten im Schloss Salder. Der Eintritt ist frei.
Es ist ein Heimspiel für Can Lehman, den jungen Mann aus Salzgitter-Bad, der schon mit vier Jahren die musikalische Früherziehung der städtischen Musikschule genoss. Im Laufe der Zeit lernte er Gitarre, Klavier, Saz und Schlagzeug, doch seit vielen Jahren gehören sein Herz und seine Leidenschaft dem Gesang.
So ist es auch am Sonntag, wenn er mit Nils Bölting (E-Gitarre) und Erdem Pancarci (Fretless Guitar, Saz und Violine) im Mühlengarten auf der Bühne steht. Das Trio mischt bei seinem Auftritt türkische Folklore mit europäischen und amerikanischen Einflüssen. Die Musiker kennen sich so gut, dass sie nicht proben müssen, sondern die Stücke aus dem Stehgreif spielen. „Wir werden frei improvisieren“, sagt Can Leman. Auch wenn er sich der Musik derzeit eher nebenberuflich widmet, hat er seinen Traum von einer Karriere im Showbusiness nicht begraben, immerhin steht der Salzgitteraner schon seit mehr als zehn Jahren auf der Bühne, spielte unter anderem in der Dortmunder Westfalenhalle oder im Osnabrücker Rosenhof vor vielen tausend Besuchern. „Ich konnte durchgehend von der Musik leben.“ Erst vor wenigen Tagen war er in Spanien, drehte an drei Standorten an der Costa Blanca einen Videoclip für seinen Sommerhit „Bir Sen Bir Ben“, das ist türkisch und heißt „Einmal Du Einmal Ich“. Aber die Musik ist international, seine Band ist deutsch. Auch wenn er türkische Wurzeln hat, Can Leman ist Deutscher und fühlt sich auch so – geboren und aufgewachsen in Salzgitter, und darauf ist er stolz.
Deshalb will er sich nicht auf rein türkische Popmusik einlassen, wie es einem interessierten Musikverlag in Istanbul vorschwebt, sondern weiter an sein deutsch-türkisches Projekt glauben. Bei Sony in Berlin sind sie auf ihn aufmerksam geworden, er will die Produzenten dort mit neuen Liedern überzeugen. Mit seiner Band will er extra ans Meer fahren, um abgeschieden von der Welt gemeinsam an einem Album zu arbeiten und sich für die Gruppe einen Namen zuzulegen, der auch auf dem deutschen Markt funktioniert. Can Leman: „Wir arbeiten alle schon lange zusammen, kennen uns in- und auswendig.“ Haben sie alle Stücke beieinander, will er bei seinem Freund Erdem Pancarci in desen Studio in Frankfurt die Platte produzieren – entweder mit Hilfe von außen oder auf eigenes Risiko.
Denn gerade der musikalische Mix ist ihm wichtig. Funk, Soul und Pop bestimmen die Melodien, auch anatolische Klänge schwingen mit, die Instrumente sind europäisch. Die Stücke haben das Zeug zum „erfolgreichen Nischenprodukt“, so nennt es der 30-jährige Künstler. Für den „Sundowner“ beim Kultursommer rückt aber nicht die achtköpfige Band an, sondern bei dem akustischen Konzert geht es den drei Musikern um überwiegend ruhige Klänge mit Liedern in vier Sprachen. Von „Klangfarben“ spricht Can Leman, er singt an dem Abend unter anderem auch auf Armenisch und Aramäisch, um deutlich zu machen, dass Musik den Dialog zwischen den Völkern und Volksstämmen fördern kann. Die Kulturen sind sich ähnlich, zum Hintergrund der Lieder will er einiges erzählen. „Die Zukunft liegt in der Vielfalt“, sagt Can Leman, an diesem Konzept hält er auch morgen in Salder fest.