Familienbildungsstätte in Salzgitter sucht Begleiter für Flüchtlinge
SZ-Lebenstedt. Seit gut einem Jahr hilft das Patenprojekt der Evangelischen Familienbildungsstätte (EFB) dabei, Flüchtlingen den Start in ein neues Leben zu erleichtern. Freiwillig arbeitende Bürger aus Salzgitter bieten ihre Unterstützung an, um den Neulingen bei Behördengängen, Antwortschreiben oder Problemen im Alltag zur Seite zu stehen.
Angefangen hat alles mit den Deutschkursen im vergangenen Jahr, erinnert sich EFB-Leiter Reinhold Jenders. „Da haben wir gemerkt, dass die Flüchtlinge mehr Unterstützung brauchen. Wir wollen sie hier gut integrieren und konkrete Bedürfnisse lindern.“ Das Patenprojekt leiste dabei die passende Hilfe.
„Inzwischen haben wir 30 Paten, die sich um einen oder mehrere Flüchtlinge kümmern“, berichtet Jenders. Die Erfahrungen aus den letzten Monaten zeigten, dass es bei den Heimatvertriebenen oft noch am fehlenden Wissen hapert: „Es sind alltägliche Dinge, über die wir gar nicht mehr nachdenken, wie zum Beispiel die Mülltrennung. Viele kennen das gar nicht“, erklärt Eva Fuhrmann, ehrenamtliche Koordinatorin des Patenprojektes. Sie betont dabei: „Wir nehmen die Menschen nicht an die Hand, sondern begleiten sie, um die Eigenständigkeit zu fördern.“
Für die 31-jährge Manone Khalvashe aus Georgien fand das EFB vor einem Jahr eine Patenfamilie aus Salzgitter, die ihr heute mit Rat und Tat zur Seite steht. „Wir trinken Kaffee und sprechen über alles“, erzählt die Georgierin über die Patenschaft, die mit ihrem Mann und ihrem elfjährigen Sohn seit 16 Monaten in Deutschland lebt. Getroffen werde sich ein bis drei Mal die Woche, bei denen auch gerne gemeinsame Ausflüge zum See unternommen werden. „Sie behandeln uns wie Verwandte“, beschreibt die 31-Jährige das gute Verhältnis.
Karl-Heinz Gehmert gehört zu den Paten des EFB. Der ehemalige Arzt und Jurist nimmt sich die Probleme von juristischen oder medizinischen Fragen an. Für ihn sei es bedeutend, dass die Asylbewerber in die Arbeitswelt integriert werden. Er suchte in den letzten Monaten den Kontakt zu ortsansässigen Betrieben und verhalf Manone damit zu einem mehrwöchigen Praktikum in einem Senioren- und Altenpflegeheim. „Durch das Praktikum lernen die Flüchtlinge, wie in Deutschland gearbeitet wird“, weiß Gehmert.
Überzeugt ist auch der Betriebsrat der Salzgitter Flachstahl GmbH vom Patenprojekt und spendete 4.000 Euro zur Unterstützung. „Die Menschen sollen sich hier nicht nur in Sicherheit fühlen, sondern auch am normalen Leben teilhaben dürfen“, so Betriebsratsvorsitzender Hasan Cakir.
Paten aus Salzgitter werden weiterhin gesucht. Auf ein bis zwei Stunden pro Woche soll sich die Betreuung der Flüchtlinge belaufen. „Die Paten sollen sich nicht übernehmen“, betont Fuhrman, „daher betreuen und beraten wir sie hier die ganze Zeit über.“