Fliegergrab am Mahnmal in Salzgitter-Thiede gibt es nicht
SZ-Thiede. Das Grab des deutschen Jagdfliegers Erich Müller am Beddinger Holz gab schon lange Rätsel auf. Der Geschichte nach soll 1945 ein Flugzeug über dem Waldstück abgestürzt sein, in dem ein junger Flieger sein Leben verlor. Sein Grab soll sich unmittelbar vor dem Mahnmal zum Gedenken an die gefallenen Soldaten des Zweiten Weltkriegs befinden. Nun sorgt der ehrenamtliche Umbetter Hans Schildberg nach über 70 Jahren für Gewissheit: An der Stelle ist kein Grab.
Mit einer Suchsonde stach Schildberg immer wieder tief in den Boden hinter dem Holzkreuz mit der Inschrift „Flg. Uffz. Erich Müller 19.9.1922-9.4.1945“, um auf mögliche Knochenfragmente, Holz oder Metall zu stoßen. „Das könnte alles auf ein Grab hinweisen“, erklärte der Umbetter. „Ich merke an der Härte des Untergrundes, ob es sich um Mischboden oder Knochen handelt“, erklärt der Rentner, der bereits 45.000 gefallene Soldaten bei Stalingrad umgebettet hat.
Michael Gandt, Geschäftsführer des Bezirksverbands Braunschweig der Kriegsgräberfürsorge griff zusätzlich zur Schaufel und grub bis auf den Mutterboden. Doch gefunden haben sie nichts. „Es handelt sich hier um ein Scheingrab“ ist sich Schildberg sicher. „Zumindest direkt vor dem Mahnmal, sowie dahinter oder seitlich wurde niemand begraben.“
Gerechnet hatte Gandt schon im Vorfeld mit dieser Erkenntnis. Denn zuvor bat er um eine Auskunft über den vermeintlich deutschen Jagdflieger bei der deutschen Dienststelle in Berlin, die ehemalige Wehrmachts-Auskunftsstelle: „Uns wurde mitgeteilt, dass es einen Erich Müller mit den Lebensdaten und dem angegebenen Dienstgrad nicht gegeben hat.“ Fiktive Namen und Lebensdaten an Kriegsgräbern seien aber keine Seltenheit, weiß Gandt: „In Deutschland wurden nach Kriegsende öfter Scheingräber mit fiktiven Namen und Lebensdaten angelegt, zum Gedenken an die Toten.“
Für den symbolischen Charakter soll das Scheingrab dennoch weiterhin bestehen bleiben. „Wir werden weiter das Mahnmal pflegen und auch am Volkstrauertag einen Kranz niederlegen“, versichert Carsten Bauerochse von der Stadt Salzgitter.