Flora-Kleingärter in Salzgitter-Lebenstedt rüsten sich zur Gegenwehr

Flora-Kleingärter in Salzgitter-Lebenstedt rüsten sich zur Gegenwehr

Die Idylle in der Kleingartenanlage Flora ist getrübt. Die Besitzer sind in Sorge um ihre Ruhe und die Aussichten für die Zukunft. Denn die Supermarktkette NP möchte einen neuen Markt in der Swindonstraße bauen und hat dabei ein Auge auf die Grünfläche vor der Flora-Klause geworfen.

Sie wollen sich ihre schöne Gartenanlage nicht bebauen lassen: Horst Friebe, Walter Minchau, Bärbel Ratz, Karl-Heinz Geltz, Gertrud und Hans Weber, Hilmar Steyer und Hartmut Schlüter auf der Grünfläche vor der Flora-Klause.

Der Verein erfuhr eher durch Zufall von den Plänen, als Vorsitzender Walter Minchau im Sommer den Projektentwickler Rudolf Loose und einen Architekten beim Ortstermin traf und diese bereits Zeichnungen dabei hatten. Im September folgte ein gemeinsames und hochrangig besetztes Treffen mit Stadtbaurat Michael Tacke, SRB-Chef Dietrich Leptien und Ortsbürgermeister Uwe Cyron.
Minchau wurde dabei den Eindruck nicht los, als sei die Sache schon politisch abgestimmt. „Das lassen wir uns aber nicht gefallen.“ Er lädt seine Mitglieder deshalb für den 7. November zu einer außerordentlichen Versammlung ein, in der Marktentwickler Loose die Pläne vorstellen soll. Dieser kann sich dort vermutlich auf heftigen Gegenwind einstellen, denn die Kleingärter wollen ihre Anlage nicht kampflos hergeben.
Flora-Mitglied Hans Weber gehört zu den Anliegern, dessen Grundstück direkt an der geplanten Zufahrt läge. 15 Jahre hat er Zeit und Geld investiert, aber der Lärm und Staub der Autos und Lieferwagen würden ihm dann die Freude nehmen. Gartenbesitzer Karl-Heinz Geltz hat sogar davon gehört, dass die Grundstücke schon bewertet würden. Auch er wettert über die Idee, das Gelände für einen Supermarkt zu opfern. „Kein Park in der Stadt ist so gepflegt.“ Diese Lob gebührt vor allem Horst Friebe, der die Grünfläche und das Drumherum in Schuss hält. Er will sich die Freude an der Umgebung ebenfalls nicht nehmen lassen.
So sehen sie es offenbar alle in der Kolonie. Egal ob Hilmar Steyer, der seit 43 Jahren als Pächter stolz ist auf die von ihm mitgeschaffene Anlage, oder Hartmut Schlüter, der erst fünf Jahre dabei ist. Er habe bewusst die Flora wegen ihres gepflegten Eindrucks ausgesucht. Sein Grundstück liege zwar weiter hinten, sagt Schlüter, „aber wir Mitglieder müssen zusammenhalten“. Er würde sich auch darüber ärgern, wenn die Stadt der Flora-Klause einen Markt direkt vor die Terrasse setzen lässt. Die neuen Pächter haben erst im August angefangen.
Ein Supermarkt vor dem Lokal, das will sich Gastronomin Paraskevi Fasoula gar nicht vorstellen. „Wir könnten dann wohl nicht bleiben“, sagt sie. Wenn ihr Partner und sie von dem NP-Vorhaben etwas geahnt hätten, hätten sie den Laden nicht übernommen. „Das ist so ein schöner Platz. Hier werden Hochzeiten gefeiert, Brautpaare machen Fotos. Das wäre dann alles vorbei.“
Auch Vorsitzender Minchau befürchtet, mit einem Supermarkt vor der Nase macht das Betreiberpaar die Flora-Klause wieder dicht und fordert womöglich noch Schadensersatz. „Das können wir uns nicht leisten“, betont Minchau, der in Sachen Neubau schon über einen Rechtsbeistand nachdenkt.
Für die Aufregung besteht nach Ansicht von Norbert Uhde, Pressesprecher der Stadt Salzgitter, kein Grund. Das Projekt befinde sich in einer Frühphase. Nach seinen Worten will sich NP im Bereich der Swindonstraße vergrößern. Der Projektentwickler halte dabei Ausschau nach städtischen Flächen, sei im Gespräch mit dem Verein und müsse die Mitglieder überzeugen. Ohne die Zustimmung der Gartenbesitzer kann sich Uhde kaum vorstellen, dass die Stadt den Bau eines Supermarktes unterstützt.
Ähnlich äußert sich auch Lebenstedts Ortsbürgermeister. Uwe Cyron weiß von dem Wunsch des NP-Marktes, sich in dem Einzugsbereich zu vergrößern. Allerdings fehlten dafür die Freiflächen. Der Stadtpark kommt dafür laut Cyron nicht in Frage.
Beim Flora-Vorplatz gebe es im Grundsatz keine Bedenken, der Ortsbürgermeister sieht aber Probleme bei den entlang der Zufahrt betroffenen Parzellen und bei der Gaststätte. „Auf der Terrasse könnte man dann nicht mehr so schön sitzen.“ Er will aber erst einmal die Mitgliederversammlung abwarten, an der er ebenfalls teilnehmen wird. Dass die Mitglieder ihn vermutlich nicht mit Applaus empfangen werden, ahnt Cyron schon: „Das gehört dazu. Ich kneife bei so etwas nicht.“