Flüchtlinge: Salzgitter ist Vorbild
Stadträtin Christa Frenzel kam persönlich, um die Neuankömmlinge zu begrüßen.

Flüchtlinge: Salzgitter ist Vorbild

Salzgitter. Nun überschlagen sich die Ereignisse: Etwas über 100 Flüchtlinge erreichten am Samstag vor einer Woche Salzgitter, für vorgestern wurden weitere 100 erwartet (die Ankunft fand nach Redaktionsschluss statt), und am morgigen Sonntag sollen weitere Busse mit 100 Asylsuchenden in der Stadt ankommen.

In Zeiten großer Herausforderungen zeigt sich, dass Stadt und Bürger überdurchschnittlich gut an einem Strang ziehen. Mitarbeiter, Hilfsorganisationen und Ehrenamtliche arbeiten Hand in Hand.

Der Vorzeigecharakter der Stadt Saltgitter in Sachen Flüchtlinge zeigt sich im Konzept zum Empfang und zur Integration der neuen Mitglieder der Stadtbevölkerung. Es wurde in der vergangenen Woche unter dem Titel „Start in Salzgitter“ von der ersten Stadträtin Christa Frenzel und der Leiterin des Fachdienstes Soziales Katharina Wunderling den Mitgliedern des Ortsrates der Ortschaft Süd und einer breiten Öffentlichkeit erstmals vorgestellt und diskutiert. Dies wird nach dem Termin in der Ortschaft West auch in den anderen sechs Ortschaften in den nächsten Wochen so gehandhabt.

Der Moderator dieser Informations-Veranstaltung, Prof. Dr. Ludger Kolhoff, erinnerte an das Grundgesetz, wonach die Würde des Menschen unantastbar ist und politisch Verfolgten in Deutschland Asyl gewährt wird.
Zuvor hatten Frenzel und Wunderling die wesentlichen Strukturen der Willkommenskultur für alle Zugezogenen vorgestellt. In einer Präventionskette ist genau aufgelistet, wie im ersten Jahr des Aufenthaltes die Flüchtlinge unterstützt werden. Dazu gehören eine Startmappe für alle, die Feststellung der Kompetenz und des Bildungsstandards mit entsprechender Begleitung, Gesundheitschecks mit Impfungen und – besonders wichtig – Deutschunterricht für Erwachsene und Kinder. „Unser Modell zur Sprachentwicklung ist beispielgebend. Darum hat es Niedersachsen übernommen. Dafür finanziert das Land weiter Sprachstartkurse bei uns“, erläuterte Frenzel. Ziel ist die spätere Eingliederung in den Arbeitsmarkt. „Diese Menschen wollen sich nicht im deutschen Sozialsystem ausruhen, sondern arbeiten“, betonte Frenzel und hob die enge Zusammenarbeit mit dem Job-Center hervor. Die Stadt setze viele hauptamtliche Mitarbeiter ein, deren Arbeit später langsam von den inzwischen mehr als 100 ehrenamtlichen Helfern übernommen würde. Dafür sei man dankbar. Derzeit leben etwa 1100 Flüchtlinge in Salzgitter. Man rechnet bei weiter anhaltendem Flüchtlingsstrom mit weiteren 1100 Personen. Etwa 250 Menschen sind in den zentralen Einrichtungen untergebracht. Durch Aus- und Umbaumaßnahmen sollen weitere 350 Plätze geschaffen werden.
Im Anschluss wurden Fragen geklärt und auch über Ängste einiger Besucher gesprochen. Verwaltungsvorstand Wolfram Skorczyk nahm sich dieses Problems an und kündigte eine intensive Aufklärung der Bevölkerung an, um nicht unnötige Ängste aufkommen zu lassen. Ortsbürgermeister Wolfgang Bauer schimpfte über die Menschen, die bewusst Ängste schüren, indem die Behauptung aufgestellt wird, dass im Haus am Berg 250 Plätze für weitere Flüchtlinge errichtet würden Dies stimme nicht. „Ich möchte nicht, dass die tolle Willkommenskultur von einigen wenigen zerstört wird. Wir müssen diese rechtspopulistischen Scharlatane deutlich in die Schranken weisen“, betonte er mit großem Beifall im Saal. Der Leiter der Polizeidienststelle Salzgitter-Bad, Klaus Jekel, stellte abschließend beruhigend fest: „Es gab in Salzgitter-Bad noch keine Straftat eines Flüchtlings.“

❱❱ Weitere öffentliche Informationsveranstaltungen in den Ortschaften zu den Unterbringungs- und Integrationskonzepten folgen. Die nächste (Ortschaft Ost) findet am 28. Oktober um 18 Uhr in der Heilig-Geist-Kirche, Maangarten 12 statt.