Gabriel und Lagosky gewält: Salzgitter nun mit zwei Stimmen in Berlin
Die Stadt Salzgitter wird in den nächsten vier Jahren von zwei Politikern im Bundestag vertreten. SPD-Vorsitzender Sigmar Gabriel holte das Direktmandat im Walkreis 49 mit 46,6 Prozent, für die CDU schaffte es Neubewerber Uwe Lagosky über die Landesliste nach Berlin. Dorothée Menzner (Linke) schied nach acht Jahren aus.
Der Wahlkreis 49 mit Salzgitter, Wolfenbüttel und Teilen Goslars ist einer der wenigen roten Flecken auf der weitgehend schwarzen Deutschlandkarte. Denn CDU und CSU räumten dank ihres starken Ergebnisses bundesweit fast überall die Direktmandate ab. Auch deshalb schugen am Wahlabend „zwei Herzen in meiner Brust“, wie SPD-Chef Sigmar Gabriel mitteilien ließ. „Natürlich freue ich mich über das sehr gute Ergebnis im Wahlkreis, denn wir haben ja gegenüber 2009 nochmal zugelegt“, kommentierte Gabriel seine 46,6 Prozent Stimmenanteil – ein Plus von 1,7 gegenüber 2009. „Auf der anderen Seite bedauere ich, dass wir auf Bundesebene nicht so gut abschneiden, wie wir gehofft hatten. Ich gratuliere Frau Merkel und der Union zu ihrem exzellenten Ergebnis und bedanke mich vor Ort bei allen Mitbewerbern für einen fairen Wahlkampf“.
Einen der Mitbewerber wird er nun häufiger treffen. CDU-Politiker Uwe Lagosky aus Cremlingen wurde im Sog des merkelschen Wahlsieges mit nach Berlin gezogen. Morgens um 7 Uhr stand fest, dass es für den Neuling auf Landeslistenplatz 23 auf jeden Fall reichen würde. „Ich hatte schon nach der guten Bayernwahl ein gutes Gefühl“, so Lagosky, der mittlerweile die ersten Tage in Berlin mit Fraktionssitzung und Briefing für die neuen Abgeordneten hinter sich hat. Den Bundestag kannte er zwar vorher schon, aber dass für ihn dort nun auch alle Türen aufgehen, ist „schon ein schönes Gefühl“. Dem 51-jährigen Betriebsratsvorsitzenden fällt der Abschied von BS Energy nach 28 Jahren nicht leicht, doch es war ihm nach 20 Jahren Kommunalpolitik eine Ehre, kandidieren zu dürfen. Dass es nach 500 Tagen intensivem Wahlkampf gleich im ersten Anlauf geklappt hat, freut ihn. Seine Schwerpunktthemen hat er schon angemeldet. Lagosky wünscht sich einen Platz im Auschuss für Arbeit und Soziales, zweite Wahl ist Umwelt und danach Wirtschaft und Technologie.
Keinen Sitz mehr im Bundestag hat Dorothée Menzner (Linke). Da die Politikerin nicht auf der Landesliste stand, war der Abschied nach acht Jahren klar. „Schade, ich hätte gerne an einer sozial verträglichen Energiewende mitgewirkt“, bedauert sie. Zwar ist ihre Partei nun drittstärkste Kraft im Bund, doch der Verlust von drei Prozent findet Menzner doch enttäuschend. Die Diplom-Architektin will sich nun Schritt für Schritt beruflich umorientieren, politisch aber auf Kreisebene aktiv bleiben.
„Handwerkliche Fehler“ macht Sascha Pitkamin aus Salgzitter für das schwache Abschneiden der Grünen mit verantwortlich. Seine Partei hätte ihre von der breiten Mehrheit getragenen Positionen zu Steuerpolitik und Massentierhaltung besser herausarbeiten müssen. In Salzgitter liege der Verlust deutlich unter dem Bundestrend, der „aufopferungsvolle Wahlkampf“ habe sich gelohnt. Zudem komme die Ratsarbeit der Grünen gut an. Eine erneute Kandidatur schließt Pitkamin nicht aus, hat er doch viele Menschen und Einrichtungen kennengelernt. Seine politische Zukunft sieht er aber eher im kommunalen Bereich.
Traurig über das Scheitern der Alternative für Deutschland (AfD) an der Fünf-Prozent-Hürde ist Kandidat Axel Steinkampf-Sommer aus Wolfenbüttel. „Ich hatte mit dem Einzug gerechnet.“ Allerdings schließt er Neuwahlen nicht aus. „Das käme uns entgegen.“ Sein persönliches Ergebnis ist dem Steuerberater egal. Er will sich weiter dafür einsetzen, dass die AfD in den Bundestag kommt oder ins EU-Parlament.