Grußwort von Salzgitters Pröpsten zum Weihnachtsfest
Schon länger als ein Jahr sind sie nun schon in unserer Stadt und überall in Deutschland. Kinder, Frauen und Männer, die ihre Heimat verlassen mussten, die geflohen sind vor Verfolgung, Krieg und Tod. Sie haben ihre Häuser und ihre Familien hinter sich lassen müssen, um bei uns eine Zuflucht zu finden, ihr Leben zu retten. Gott sei Dank! Denn wenn man die Nachrichten der letzten Wochen vor Augen hat, kann man nur erahnen, wovor sie bewahrt wurden.
Noch nie zuvor waren weltweit so viele Menschen ohne ein Zuhaus wie in diesem zu Ende gehenden Jahr 2016. Die Menschheit scheint aus ihrer konfliktreichen Geschichte nicht zu lernen – die heutige Erfahrung von Flucht und Vertreibung wiederholt sich immer wieder.
Das Volk Israel hat als Grundstein seiner Erfahrung die Erinnerung an die Flucht aus der Sklaverei, die sie als Befreiung durch Gott begreifen. Ebenso spielt in unserem christlichen Glauben die Geburt des Jesuskindes unter schwierigen Bedingungen in einem Stall weit weg von Zuhaus eine wichtige Rolle. Weil die Zeiten unsicher waren, ist Josef mit seiner Familie ins sichere Ägypten geflohen. Immer wieder beschreibt die Bibel die Befreiung und Bewahrung in den Situationen der Angst und Bedrohung als eine zentrale Erfahrung von Gottes Nähe. Und immer wieder wird von Begegnungen zwischen Menschen erzählt, die einander beistehen, in der Not einander zum Helfer – man könnte auch sagen – zum Gesandten Gottes werden.
Ganz deutlich ist das an der Geburtsgeschichte des Jesuskindes abzulesen: Von den Engeln auf die Geburt des Kindes aufmerksam gemacht, kommen Hirten von den Feldern draußen vor Bethlehem und von weit weg weise Männer aus dem Osten, die dem Kind wertvolle Geschenke bringen. Entscheidend ist dabei nicht, was diese Fremden bringen, sondern dass sie sich gerufen wussten, dass sie sich aufgemacht haben, dass sie an der Krippe bisher Unbekannten begegnen, einander wahrnehmen und Zuwendung erfahren. So spüren die Eltern: Unser Kind und wir sind den Menschen nicht egal, nicht gleichgültig. Und ebenso erlebten die, die dem Kind begegneten und später dem erwachsenen Jesus: In diesem Menschen trifft mich eine Kraft, die mein Leben ausfüllt und reich macht, die mich wissen lässt, wie wertvoll ich bin.
Solche Begegnungen gibt es auch heute. Ich bin überzeugt, von solchen Begegnungen leben wir. In unseren Familien, in den Kindergärten und Schulen, in den Alten und Pflegeeinrichtungen, am Arbeitsplatz oder irgendwo sonst im Alltag unseres Lebens. Dass wir spüren: Ich bin wertvoll, bin wichtig für den oder die, der ich gerade begegne. Ich bin für diesen und ganz viele andere Momente von Gott in die Zeit gestellt und mit dem, was ich kann und bin beschenkt.
Solche Erfahrungen haben ganz viele Haupt- und Ehrenamtliche in den letzten Jahren gemacht, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagiert haben, ebenso wie die Menschen aus Afrika, Afghanistan oder Syrien, auf die sie getroffen sind. Aus dem Gegenüber von Unbekannten, wird in solchen Begegnungen für einen Moment ein Wir. Und dieses Wir schenkt Vergewisserung, Orientierung und Mut. Es trägt über den Moment der Begegnung hinaus.
Wir wünschen Ihnen, liebe Leser, frohe und gesegnete Weihnachten, ein behütetes neues Jahr 2017. Mögen Sie, wie unzählige Menschen rund um den Globus, für sich erfahren: der Ruf der Engel „Fürchtet euch nicht.“ gilt auch heute, Ihnen ganz persönlich. Wir können und sollen uns immer wieder aufmachen in die Zeit, die wir zum Leben haben, zu den Menschen, in neue Begegnungen und Herausforderungen und in allem dürfen wir sicher sein, dass Gott uns dabei nicht allein lässt.
Seien sie herzlich gegrüßt von den Pröpsten der Evangelisch-lutherischen Propsteien in Salzgitter