Ihr zweiter Ruhestand ist wirklich endgültig
Es ist Sonntagmorgen in der Redaktion der SZW, das Telefon klingelt im 5-Minuten-Rhtyhmus und stoisch ruhig beantwortet Inge Koppetsch jeden einzelnen Beschwerdeanruf. Am heutigen Sonntag 27. November geht Koppetsch zum letzten Mal an den Apparat – die 74-Jährige geht in ihren wohlverdienten Ruhestand. „Name, Anschrift, Art des Briefkastens und der Beschwerdegrund“ – Koppetsch notiert alles feinsäuberlich und schickt die gesammelten Daten zum Vertrieb nach Peine. Jedem einzelnen Anrufer wünscht sie einen „schönen Restsonntag“ und bedankt sich freundlich für den Anruf.
Seit 2003 nimmt die Rentnerin die Beschwerdeanrufe am Sonntag entgegen. „Ich habe vorher schon bei der SZW gearbeitet und die Zustellung der Zeitung jahrelang organisiert“, so Koppetsch.
An die alten Zeiten denkt sie heute noch gerne zurück: „Damals musste ich den Lohn an jeden Zusteller noch persönlich und in Bar auszahlen, das war eine schöne Zeit mit vielen interessanten Bekanntschaften die ich gemacht habe“, so Koppetsch.
Nachdem sie das Rentenalter erreicht hatte, übernahm sie sonntags den Telefondienst. Grund war der tödliche Autounfall ihres Sohnes. „Ich habe in dieser Zeit sehr viel geweint“, so Koppetsch. Ihr ehemaliger Chef und die Kollegen meinten zu ihr damals, dass die Heulerei aufhören müsse und sie sich durch die Arbeit am Sonntagmorgen von der Trauer ablenken könne.
Sie übernahm den Sonntagsdienst dann zunächst übergangsweise, um wenig später regelmäßig bis zum heutigen Sonntag dabei zu bleiben. „Selbst mein Arzt hat mir dazu geraten, weil mein Gedächtnis durch das Notieren so vieler Daten länger frisch bleiben würde“, erinnert sich Koppetsch.
Traditionen wie den „süßen Schrank“ (eine Truhe mit Leckereien für ihre Zusteller) hält sie bis heute aufrecht.Wenn Zustellerkollegen in der Redaktion vorbeischauen, können sie sich sicher sein, etwas zum Naschen zu bekommen.
Am heutigen Sonntag soll damit aber Schluss sein. Mit 74 Jahren geht Koppetsch nun zum zweiten Mal in den Ruhestand und das endgültig. „Ich bin jetzt wirklich alt genug“, erklärt sie kurz und knapp.
Heute ist also die letzte Chance, seine Beschwerde über die Zusteller der SZW bei Inge Koppetsch abzugeben. mh