In Baddeckenstedt tritt Kämmerer Klaus Kubitschke an
Die Ruhe selbst: Baddeckenstedts Kämmerer Klaus Kubitschke bewirbt sich um das Amt des Bürgermeisters. Foto: Raths

In Baddeckenstedt tritt Kämmerer Klaus Kubitschke an

Baddeckenstedt. Jetzt will er’s wissen. Nach 24 Jahren im Rathaus wagt der Baddeckenstedter Kämmerer Klaus Kubitschke den nächsten Karriereschritt. Der 58-Jährige tritt als gemeinsamer Kandidat der CDU und SPD bei der Kommunalwahl am 11. September an. Der Parteilose will Nachfolger von Samtgemeindebürgermeister Jens Range werden. Gewonnen hat er die Wahl schon jetzt, denn es gibt keinen Gegenkandidaten. Es kommt für ihn also nur noch auf das Ergebnis an.

Kubitschke hatte Jens Range schon zwischen November 2014 und Ostern 2015 vertreten. Dieser war damals erkrankt, aus gesundheitlichen Gründen gibt er in diesem Jahr sein Amt ab. Und als Kubitschke für gut vier Monate die Geschäfte übernahm, merkte er, dass ihm dieser Job liegt. „Man ist zuständig für alles Mögliche“, sagt er. „Muss für jeden erreichbar sein.“ Als Mädchen für alles kann man diese Aufgabe beschreiben, sagt Kubitschke.
„Es ist sehr viel Arbeit, aber es hat Spaß gemacht. Politik und Verwaltung haben immer harmonisch kooperiert“, blickt Kubitschke zurück. Das ist ihm sowieso wichtig. „Parteipolitik sollte keine Rolle spielen“, betont der 58-Jährige, den der Baddeckenstedter SPD-Chef Marc Werner als Mann des Ausgleichs beschreibt. Als entspannten Menschen, der sachlich und stets unaufgeregt nach Lösungen sucht. Dass er die Ruhe weg hat, merken viele schon beim ersten Treffen mit dem Mann aus Lutter.
Hausbesuch bei Kubitschke im 1700-Seelen-Ort. Eine gepflegte Wohngegend, Einfamilienhäuser reihen sich aneinander. Vogelgezwitscher liegt in der Luft. Hier ist das Refugium des Kämmerers, der schon mal mit seinem 22 Jahre alten BMW-Motorrad zur Arbeit fährt. Und hier in Lutter lehnt er sich nach dem Dienst auf dem Balkon zurück – und krault den einjährigen Kater Frido. Bei einer Tasse Kaffee gerät Kubitschke gleich ins Plaudern. „Bevor ich gestresst reagiere, muss schon viel zusammenkommen.“ Aus der Haut fahren? „Das erlebt man bei ihm eigentlich gar nicht“, sagt seine Frau Petra (49), mit der er seit 24 Jahren verheiratet ist. „Ein sehr ruhiger Familienmensch ist er.

Aber mit klaren Ansagen. Wenn es ein Problem gibt, räumen wir es an einem runden Tisch aus“, erzählt Petra Kubitschke. Das Ehepaar wohnt mit Tochter Sabrina (23) und Sohn Tim (22) noch unter einem Dach. Ungewöhnlich? „Wir kommen halt super miteinander aus. Und wir sind auch schon mal gemeinsam im Urlaub“, sagt Kubitschke.
„Aus Kostenkalkulation haben sich meine Kinder dafür entschieden, hier zu wohnen.“ Da muss der Kämmerer ein bisschen schmunzeln. Zahlen sind ohnehin seine Welt. „Ich finde sie spannend. Man kann alles Mögliche berechnen. Vieles rechne ich mit dem Kopf aus, um mich so fitzuhalten.“ Haushalt um Haushalt hat er in den vergangenen Jahrzehnten aufgestellt, mehr als zwei Jahrzehnte arbeitet er nun schon in der Samtgemeinde. „Der Etat ist das A und O überhaupt.“
Seine Aufgabe als Kämmerer wird er auch als Bürgermeister nicht gleich abgeben, zumal die Samtgemeinde einen Nachfolger finden muss. Der tritt offenbar in große Fußstapfen. „Die Zusammenarbeit hat schon immer gut funktioniert“, lobt Verwaltungschef Jens Range. „Die Chemie passt einfach.“ Auch Politiker, die ihn nicht als Kandidat auf den Schild hoben, würdigen Kubitschke. Er habe als „Verwalter der Kasse“ gute Arbeit geleistet, so Hans-Heinrich Wolf vom Bürgerforum. Der übt aber auch Kritik: „Standpunkte in der Funktion eines Bürgermeisters haben wir von ihm noch nicht gehört. Wir erwarten, dass da was kommt.“
Kubitschke hat sich durchaus einiges vorgenommen, wie er betont. So etwa will er die Inklusion behinderter Menschen an den Schulen vorantreiben. Auch der Feuerschutz sei wichtig. In Zeiten des demografischen Wandels müssten Feuerwehren in der Samtgemeinde möglicherweise in Zukunft kooperieren, um mit genügend Personal eingreifen zu können. Auch der Hochwasserschutz in Baddeckenstedt ist für ihn wegen der nahen Innerste weiter ein Thema. Genauso wie der Nahverkehr, den man in Zukunft besser vernetzen könnte, meint der 58-Jährige. Und: Wie die SPD macht er sich für WLAN-Hotspots in Dörfern stark.
Kubitschke, der sich mit Tennis, Radtouren und ausgedehnten Spaziergängen an der Seite seiner Frau fit hält, will über Parteigrenzen hinweg die Probleme in Baddeckenstedt bewältigen. Ohnehin weiß er zumindest die SPD und die CDU geschlossen hinter sich. „Sie haben einhellig für mich als Kandidaten gestimmt. Ein riesiger Vertrauensbeweis“ Aber Kubitschke sieht dies nicht als Freifahrtsschein. Behutsam will er vorgehen. „Ich bin manchmal zu direkt mit meiner Sprache“, kritisiert er sich selbst. Klartext ist ihm eben lieber, als um den heißen Brei herumzureden. „Ich bin Pragmatiker.“ Diskutieren ist gut, aber irgendwann müssten die Entscheidungen fallen.
Ob sich die Wähler mit großer Mehrheit für ihn entscheiden? Kubitscke wünscht sich eine 6 vorne. Allerdings würde er sich nach fünf Jahren als Bürgermeister zurückziehen. Noch mal anzutreten, ist für ihn „im Moment keine Option“.
Alexander Raths