Innovationen treffen Traditionen in Salzgitter
SZ-Calbecht. Die Prominenz der Sportbranche hat sich am Campus Salzgitter der Ostfalia Hochschule beim Kongress blickpunkt sportmanagement getroffen. Unter dem Titel „Innovation first, sports second – bleibt der Sport auf der Strecke?“ waren namhafte Referenten zu Gast. Sie beleuchteten in spannenden Vorträgen, Interviews und Diskussionen, ob unter der fortschreitenden Digitalisierung und Kommerzialisierung der Sport oder der Fan auf der Strecke bleibt. Gut 370 Teilnehmende verfolgten das Geschehen.
Der Fußballweltmeister von 1990, Pierre Littbarski, eröffnete mit einem interaktiven Vortrag zum Thema „Sport goes digital“ den Kongresstag. Humorvoll bot er den Besuchern einen Blick hinter die Kulissen der Datenerfassung im Fußball bei der Arbeit eines Scouts.
Alexander Jobst widmete sich dem „Connected Stadium“. Als Vorstandsmitglied des FC Schalke 04 konnte er mit seiner Expertise am Beispiel der Veltins-Arena das moderne Stadion oder viel mehr die Multifunktionsarena erklären. Innovationen wie Virtual Reality-Stadionführungen, kontaktloses Bezahlen oder eine Fan-App sind auf Schalke selbstverständlich.
In der Diskussion „Bleibt der Fan auf der Strecke?“ trafen mit Erik Lieberknecht, dem Fanbeauftragten von Eintracht Braunschweig, kicker-Chefredakteur Jörg Jakob sowie Alexander Jobst verschiedene Blickwinkel aufeinander, was zu einem spannenden Austausch führte.
Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga GmbH, stellt eine Chiptechnologie vor, welche in Ball und Trikot integriert ist, um Daten während des Spiels oder Trainings abrufen zu können. Sein Sport müsse innovative Ideen entwickeln, um konkurrenzfähig zu bleiben. Trotzdem sei der Fußball immer voraus, so Frank Bohmann.
In einem Interview zu dem Thema „Digital Scouting“ ging Jonas Stephan, mit 27 Jahren aufstrebender Co-Trainer und Datenanalyst bei Eintracht Braunschweig, auf den spannenden Arbeitsalltag eines ein. Er erläuterte die Datenerhebung im Fußball und zeigte die Unterschiede zwischen der 1., 2. und 3. Bundesliga auf.
In Sachen Kommerzialisierung gab Hannover-96-Chef Martin Kind ein Interview zum Thema „Management im Wandel“. Er versuchte mit Überzeugungsarbeit für die Abschaffung der „50+1 Regel“ zu leisten. Dieses für viele Fußballfans sehr umstrittene Thema führte zu kontroversen Diskussionen mit dem Publikum.
Die von Moderatorin Ruth Hofmann benannte „Elefantenrunde“ mit Ralf Heskamp, Oliver Ruhnert, Mario Kallnik und Martin Przondziono als Vertreter verschiedener Traditionsklubs zum Thema „Innovation vs. Tradition“ stellte einen Gegenpol zu den Inhalten des Vortrags von Alexander Jobst dar. Für die kleineren Vereine stellt ein Connected Stadium keine umsetzbare Alternative dar. Auch wenn die Auffassung von Innovation ganz unterschiedlich in den Vereinen interpretiert wird, haben sich alle gegen die Etablierung eines eSport-Teams entschieden.
Dabei befindet sich „eSports auf der Überholspur!“, so das Thema des Experten Jona Schmitt. In seinem Vortrag stellte er nicht nur die sportlichen Digitalspiele vor, sondern er fordert auch die Anerkennung durch die Gesellschaft. Mit eSports-Headcoach Fabian Lohmann stellten er die These auf, dass sich eSports in den nächsten fünf Jahren unter den Top-drei- Sportarten in Deutschland etablieren werde.