Jugendkriminalität in Salzgitter gestiegen
Leiter der Polizeiinspektion Salzgitter/Peine/Wolfenbüttel Wilfried Berg (links) und Fachkommissariatsleiter Andreas Twardowski stellten die Jugendkriminalstatistik vor.

Jugendkriminalität in Salzgitter gestiegen

Lebenstedt. Die Zahl der minderjährigen Tatverdächtigen bei Straftaten ist wie bereits im Vorjahr erneut gestiegen. Das belegt die aktuelle Jugendkriminalstatistik der Polizeiinspektion Salzgitter/Peine/Wolfenbüttel. Ein massiver Anstieg sei besonders bei Drogen-Delikten und Diebstählen zu verzeichnen.

Es sind keine guten Nachrichten: Obwohl es landesweite und auch in Peine sowie Wolfenbüttel Rückgänge gegeben hat, steigt die Kinder- und Jugendkriminalität in Salzgitter weiter an. „Jahrelang hatten wir einen abnehmenden Trend, seit letztem Jahr geht es wieder massiv nach oben“, berichtet Fachkommissariatsleiter Andreas Twardowski. Waren 2013 noch 401 Delikte mit Jugendlichen und Kindern registriert worden, schoss die Zahl 2015 auf 520 hoch. Zumindest sei aber insgesamt ein leichter Rückgang der Straftaten zu verzeichnen, sagte Inspektionsleiter Wilfried Berg. Angestiegen sei im vergangenen Jahr dagegen massiv die Zahl der Diebstähle. Der Großteil davon sei vor allem in Geschäften verübt worden, berichtet Twardowski und vermutet, dass unter anderem die Neueröffnungen von Läden in der Lebenstedter Innenstadt ein Grund dafür sein könnte. „Viele Geschäfte haben ihre Überwachungen jetzt intensiviert.“ Flüchtlinge zählen nur selten zu den Tätern, betont Berg. Nur 19 von 122 Tatverdächtigen seien Ausländer gewesen. Die Zahl der Körperverletzungen durch Minderjährige sei im Vergleich zu 2014 in etwa gleich geblieben – 2014 gab es 91 Fälle, im vergangenen Jahr nur zwei mehr. Einen leichten Anstieg gab es zudem bei der Zahl der Verdächtigen, von 110 auf 114.  Eine deutlich erhöhte Zahl als noch in den Vorjahren findet sich bei Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Während 2012 nur 19 Jugendliche mit verbotswidrigen Drogen ermittelt wurden, ist die Zahl im vergangenen Jahr auf 72 angestiegen. „Die Dunkelziffer dürfte noch wesentlich höher liegen“, befürchtet der Fachkommissariatsleiter. Zwar spielen Heroin und Kokain keine große Rolle, „Crystal Meth ist aber gerade bundesweit auf dem Vormarsch“, weiß Twardowski. Griffen die Jugendlichen vor wenigen Jahren noch übermäßig zum Alkohol, wird heute immer öfters Cannabis konsumiert. „Meistens ist es genmanipuliertes Zeug, die Wirkung ist dadurch viel stärker. Kinder und Jugendlichen ist das oft nicht bewusst“, warnt der Beamte. Denn weiterhin zähle Cannabis zur Einstiegsdroge und verleite oft, zu stärkeren Drogen zu greifen.
Auch der wohl spektakulärste Fall im vergangenen Jahr, der bundesweit für Schlagzeilen sorgte, beschäftige die Ermittler noch lange Zeit. Dabei ging es um eine 17-Jährige und einen 20-Jährigen, die einen 72-jährigen Rentner in dessen Wohnung schlugen und traten. Ein  Video davon tauchte letztes Jahr im Netz auf. Berg gibt zu bedenken, dass der Umgang des Videos eine große Rolle spielte. „Es wurden über 100 Verfahren in ganz Deutschland eingeleitet und sogar im europäischen Ausland. Es ging um die Verletzung des persönlichen Lebensbereichs, um Bedrohung oder um die Aufforderung zu Straftaten“, sagt Twardowski. Drei Kollegen hätten sich ein halbes Jahr lang ausschließlich um die Auswertung von WhatsApp-Nachrichten, YouTube-Auftritten oder Facebook-Protokollen gekümmert. „Die Aufklärungsquote liegt bisher bei 75 Prozent“, betont Twardowski. Für beide Beamten ein wichtiges Zeichen, um den Nutzern von Medien zu verdeutlichen, dass sie auch bei einer vermeintlichen Anonymität im Netz auffindbar sind.