Lehrstellenverein in Salzgitter sorgt sich um MINT-Berufe
SZ-Bad. Auf Einladung des Vereins Partnerschaft für Lehrstellen wurde mit Unterstützung der Wirtschafts- und Innovationsförderungsgesellschaft (WIS) über die Frage informiert und unter bildungspolitischen und wirtschaftspolitischen Gesichtspunkten diskutiert, ob mit einer stärkeren Förderung der Mädchen im sogenannten MINT-Bereich (Mathematik-Informatik-Naturwissenschaft-Technik) dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden kann.
In seiner Begrüßung erklärte WIS-Geschäftsführer Thomas Wetzel, dass dieses Thema sowohl für den Standort Salzgitter sehr wichtig sei. Mit der Eingangsfrage des Vorsitzenden Peter Schürmann, warum gemäß OECD-Studie vom März 2015 sich weniger als eines von 20 Mädchen im Alter von 15 vorstellen könnte, später in einem sogenannten MINT-Beruf arbeiten zu können, beschäftige sich die erste Stadträtin Christa Frenzel in ihrem Eingangsvortrag. Sie betonte, dass sich Salzgitter in seinen Leitlinien zur Bildung die Schaffung von Lernräumen und einen Anstieg der Bildungsquote auf die Fahnen geschrieben habe. Vor dem Hintergrund des drohenden Fachkräftemangels könne es nur durch eine konzertierte Aktion aller an der Bildung Beteiligten gelingen, dass junge Frauen und Männer ihre Berufsentwicklung geschlechtsneutral und selbstbewusst betreiben. Angesichts der Tatsache, dass immer noch der KfZ-Mechatroniker bei den Jungen und die Bürokauffrau bei den Mädchen die Hitliste der Berufswünsche anführten, hält Frenzel ein Umdenken für „dringend nötig“.
Anhand des Vortrags der beiden Schüler Pascal Ehlers und Alican Demirkuya zum MINT-Bereich der Gottfried-Linke-Realschule wurde klar, dass die Mädchen stärker unterstützt werden müssen.
In der Podiumsdiskussion erläuterte Andreas Dame, Teamleiter bei der Arbeitsagentur, dass es in den vergangenen zehn Jahren einen leichten Anstieg im MINT-Bereich durch junge Frauen gegeben habe. Doreen Klatsche, Vorstandsmitglied Landesschülerrat Niedersachen forderte eine stärkere Werbung der Wirtschaft für diese Berufe. Birgit Pitzschel, Gründungsmitglied des Deutschen Ingenieurinnenbundes, die bei ihrer Oma Mathematik schätzen gelernt hat, fände es gut, wenn weibliche Führungs- und Fachkräfte an die Schulen gingen.
Der bildungspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Björn Försterling, kritisierte die Bildungspolitik der vergangenen Jahre: „Es gibt keine konkrete Personalplanung, durch die die Unis wissen, dass in fünf Jahren 120 Techniklehrer an den Schulen gebraucht werden.“ An 70 weiterführenden Schulen in Niedersachen, fehlten, so Försterling, die Chemielehrer und an 244 gäbe es keinen Techniklehrer. Bernd Manthey, Leiter für Bildung bei der Allianz für die Region, möchte in Salzgitter die gute Arbeit im Netzwerk ausbauen.
Konsens war bei allen Diskutanten, dass die Information und die Werbung hinsichtlich der MINT-Berufe früher ansetzten und die Vernetzung zwischen den vielen Agenturen und Institutionen ausgebaut werden müsse. Nur so könnten die starren Rollenbilder aufgebrochen werden.