Michael Koblitz: Seit 28 Jahren auf Tour für die Salzgitter Woche
Haben Sie heute schon einmal nachgedacht, wie Ihre Sonntagszeitung in Ihren Briefkasten gelangt? Während einige in der Nacht noch um die Häuser zogen, schwang sich Michael Koblitz bereits aus den Federn.

Er mag die Ruhe seiner Arbeit - Michael Koblitz kommt, wenn der Morgen anbricht, wieder nach Hause. Teilweise hat er dann einen Weg von mehr als 20 Kilometern zurückgelegt.
Der Wecker zeigt gerade einmal 2 Uhr nachts. Es ist Sonntag, doch das zeitige Aufstehen mache dem 47-Jährigen nicht viel aus: „Ich wache auf, und los geht es!“ Er packt seine Thermoskanne Tee ein und holt den ersten Schwung Zeitungspakete vom LKW an der Kampstraße ab.
Der zweifache Vater bestückt seinen blauen Handwagen. Fünf Kilometer Fußmarsch durch drei Bezirke mit zahllosen Briefkästen liegen nun vor ihm. Seiner Frau Martina werden andere Bezirke zugeteilt. Dunkelheit, Kälte oder Regen steckt der sportliche Typ locker weg.
Nur ab und zu spitzt er die Ohren. In seinem Stammgebiet, Altlebenstedt, Kampstraße und Wilhelm-Kunze Ring, sind oft einige Nachtwandler unterwegs, die ihm nicht geheuer sind. In seiner 28-jährigen Zustellerlaufbahn habe er auch andere Zeiten miterlebt: „Früher war alles ruhiger und noch vernünftig. Man hat kaum jemanden getroffen.
Innenstadt abgegeben
Heute ist es echt schlimm geworden. Viele Jugendliche pöbeln, sind teilweise betrunken. „Ich habe keine Angst. Aber wenn es knallt oder ich Leute höre, gehe ich denen aus dem Weg“, erklärt Koblitz. Daher hat er den Innenstadtbezirk abgegeben. Einmal musste er einer älteren Dame aus dem Gebüsch helfen. „Ich dachte, sie wäre tot.“ Voll alkoholisiert lag sie da. Er rief die Polizei. Dann musste er weiter.
Die Leute warten schließlich auf die Salzgitter Woche am Sonntag. Wenn um 7 Uhr die Zeitung bei manchen noch nicht im Briefkasten steckt, werde er beschimpft. „Deswegen gehe ich so zeitig, wie möglich, damit es keine Beanstandungen gibt“, erklärt Michael Koblitz, der in der Woche als Maler und Lackierer arbeitet. Beeilen müsse er sich dennoch nicht. Den Lesern soll die Sonntagszeitung im Zeitraum zwischen 7 und 11 Uhr zugestellt werden. Bis dahin ist er längst fertig.
Bei Wind und Wetter ist er für die Leser unterwegs. Er genieße die Ruhe seiner Runde. „Man ist an der frischen Luft und kann seine Arbeitszeit frei einteilen.“ Sternschnuppen sehe er oft. „Dann wünsche ich mir natürlich etwas.“ Beispielsweise einen langen Amerikaurlaub.
Start mit 19 Jahren
Ihn macht die Arbeit sichtlich Spaß. Und das schon seit 28 Jahren. Während seiner Lehre als 19-Jähriger wollte er sein Taschengeld aufbessern. Und da seine Mutter bereits für den Verlag austrug, lag es nahe es ihr gleich zu tun. „Das Geld stimmt noch heute. Und das Benzin wird ja auch immer teurer.“
Nur an Tagen, wenn er Vertretungen übernimmt, dann wird es hart. Einmal im Monat muss der Lebenstedter weitere Bezirke mitbetreuen. Das heißt bis zu 20 Kilometer zurücklegen. Auch die Zeitungen sind unterschiedlich schwer. „Besonders Ende des Monats liegen enorm viele Beilagen im Blatt. An manchen Tagen müssen wir vor jedem Briefkasten in jede Zeitung zusätzliche Werbeprospekte hineinlegen. Das hält zusätzlich auf,“ berichtet Koblitz.
Nervige Suche im Dunklen
In seinen Handwagen passen 100 Sonntagszeitungen. Ein 20er-Paket wiegt knapp fünf Kilogramm. Da hat er ordentlich zu schleppen. Schwierig wird es, wenn die Briefkästen nicht an der Straßenseite der Häuser hängen. „Besonders im Alten Dorf haben viele Bewohner ihrer Kästen hinterm Haus. Im Dunkeln muss ich durch die Vorgärten laufen, in der Hoffnung es kommt kein Hund und ich stürze nicht. Das ist schon nervig“, betont Koblitz. Einfacher wäre es, für die Austräger eine Zeitungsrolle am Zaun zu montieren.
Nach vier Stunden ist Michael Koblitz wieder zuhause. Dann legt er sich ins Bett und schläft bis mittags. Ein schöner Sonntag endet für ihn in seinem Schrebergarten. Gerne in der Hängematte. Nach sechs Tagen Arbeit hat er sich das auch verdient.