Mobilitäts-Museum: Eisenbahn-Freunde sehen Vorteile in Salzgitter-Bad

Mobilitäts-Museum: Eisenbahn-Freunde sehen Vorteile in Salzgitter-Bad

Nach dem Ratsbeschluss zur Errichtung eines Museums für Industrie, Technik, Arbeit und Mobilität (Mitam) in Salder ist eine rege Diskussion über das Für und Wider sowie die Frage der Machbarkeit und der Finanzen entstanden. Dezidierte Kritik als auch Anregungen kommen nicht nur von der Bürgerinitiative proSal, sondern  auch von zwei Eisenbahnfreunden aus Salzgitter-Bad.

Besser wäre Salzgitter-Bad: Achim Triebe (links) und Hans-Jochen Hoth schlagen einen Standort des Mobilitätsmuseums zwischen dem E-Center und dem Stellwerk Salzgitter West vor.

Der Architekt Andres Triebe und der Warnetalbahn-Mitbegründer Hans-Jochen Hoth haben ein 110-seitiges Konzept entwickelt. Sie finden den Plan der Stadt „wenig durchdacht“. Es lasse sich für nur vier Millionen Euro keine 6.000 Quadratmeter große Ausstellungshalle mit den zusätzlichen Gebäuden für Technik und Verwaltung sowie Parkplätzen für die von der Stadt erwarteten 160.000 Besucher bauen, so der Architekt. „Das Argument, Fördermittel flössen nur für Salder wegen seines Standortes im alten Braunschweiger Land, ist nicht stichhaltig. Die Stiftung Nord/LB-Öffentliche leistet nur 500.000 Euro“, stellen Triebe und Hoth fest.

Der Architekt geht von 20 Millionen Euro Baukosten und jährlich einer Million für den Betrieb aus. Auch die Standortfrage in Salder werfe große Fragen auf. Die jetzt favorisierte Fläche westlich der Museumsstraße gegenüber der Firma Möhlenhoff sei zu klein, um das ganze Ensemble mit den nötigen Abstandsgrenzen zu errichten.

Lösung an zwei Orten

Die beiden Eisenbahnfreunde favorisieren eine Lösung mit zwei Standorten: Das Thema Arbeitswelt in Salder und das Thema Technik & Mobilität in Salzgitter-Bad, wo noch Reste der früheren Gleisanlage genutzt werden könnten. Mit etwa 37.000 Quadratmetern sei auch genug Platz. Die Eisenbahnfachleute argumentieren mit finanziellen Vorteilen: über die Städtebauförderung gebe es sogar Zuschüsse zur Reaktivierung von Brachland.

Während ein Museum in Salzgitter-Bad verkehrstechnisch über die B 248 angebunden werden könne, habe man in Salder damit große Probleme. Sie zählen weitere Vorzüge in Bad auf: die Fahrzeuge aus dem Werksmuseum stünden auf Schienen, über eine Weiche ließe sich eine Verbindung zur Museumseisenbahn Klein Mahner herstellen, für die Mobilität zwischen den beiden Standorten könnten Elektro-Fahrzeuge in Kooperation mit Volkswagen und der Hochschule in Calbecht sorgen.

Mit Ausstellungen, Aktivitäten und einer Mini-Modelleisenbahn ließen sich Eisenbahnfans aus ganz Deutschland für Salzgitter interessieren, so die Konzeptentwickler. Beide bedauern, dass das Kulturamt weder eine der 13 verschrotteten Loren von der alten Erzumlade-Station in Salzgitter-Bad noch bislang einen Wagen der auszumusternden bei LHB gebauten Fahrzeuge der Hamburger Hochbahn AG für das künftige Museum gerettet hat.

Eigene Vorstellungen hat auch die Bürgerinitiative „proSalder“, die aber für eine Weiterentwicklung des Museums am Standort Salder ist gemäß des Masterplans. „Aber vorher muss sich die Stadt über die Rolle des Museums klar werden“, stellt Sprecher Christoph Großmann fest, der ein klares Konzept vermisst. „Wir könnten uns auch einen Erhalt des Werksmuseums bei Alstom vorstellen. Eine noch zu gründende Trägergesellschaft könnte dann Stiftungsgelder einwerben.“ Sorgen machen Goßmann die Kosten. Die würden wie bei den Großbaustellen in Stuttgart, Hamburg und Berlin aber auch in kleinen Regionalprojekten geschehen zur politischen Zustimmung runter gerechnet, um nach Beschluss stetig anzusteigen. Zu diesem Thema kündigt Großmann eine Informationsabend an.

Kämmerer Ekkehard Grunwald sieht das anders. Laut Ratsbeschluss setze die Stadt die Idee nur um, wenn sie lediglich fünf Prozent der Gesamtkosten stemmen müsse. Er will so die Sorge vor einer hohen Belastung nehmen und betont, dass die angekündigten Unterstützungen durch Stiftungen nur bem Standort im alten „Braunschweiger Land“ fließen würden. „Nach Gesprächen mit den anderen Kommunen, der Stiftung Nord/LB-Öffentliche und der Wolfsburg AG ist klar, dass alle hinter der Idee stehen“, so der Dezernent. Auch das Land begrüße grundsätzlich die Planungen. Dennoch wolle man mit der neuen Landesregierung das Thema erneut besprechen.

Internationales Symposium

Die weiteren Planung zum Mitam sehen wie folgt aus: Aus der Erkenntnis heraus, dass es in Niedersachsen etwa 90 Standorte mit Museen zur Mobilität gibt, ist ein Internationales Symposium in Salzgitter mit Fachleuten geplant, um Inhalt und Arbeit in Salder neu zu bewerten. Am Standort will Grunwald festhalten. Die Attraktivität soll nach Erstellung eines Konzeptes zur Museumsarbeit gesteigert werden.

Grunwald geht davon aus, die angepeilten 160.000 Besucher pro Jahr erreichen zu können, zumal schon jetzt in Salder 80.000 Gäste gezählt wurden „Mit einer Projekt-Präsentation wird die Stadt mit dem Bürger wieder in einen Dialog treten“, verspricht Grunwald.