Neunjährige stirbt in Salzgitter auf dem Schulweg
SZ-Lebenstedt. Ein tragischer Busunfall bewegt die Menschen in Salzgitter. Ein neunjähriges Mädchen ist am Dienstag auf dem Weg zur Schule ums Leben gekommen.
Blumen, Kerzen und Kränze zieren den Bürgersteig, wo sich vergangenen Dienstag gegen 7.30 Uhr das tragische Unglück ereignete. Wie die Polizei mitteilte, geriet das Mädchen unter einen Gelenkbus. Das Fahrzeug der Linie 19 war an der Kreuzung in Lebenstedt aus der Kattowitzer Straße in die Bruchmachtersen-Straße nach rechts abgebogen und muss das Kind kurz danach erfasst haben. Die Notärztin konnte nur noch den Tod feststellen.
Der 61-jährige Fahrer erlitt einen Schock und wurde in einer Klinik behandelt. „Er ist mittlerweile entlassen, konnte aber noch nicht zum Unfallgeschehen vernommen werden“, so Polizeisprecher Björn Hirsch am Dienstagnachmittag. Auch die ersten Befragungen vor Ort konnten den genauen Hergang nicht klären. Die Ermittler vermuteten, dass sich das neunjährige Mädchen allein auf dem Weg zu der nur wenige Hundert Meter entfernten Emil-Langen-Realschule befand.
Auch Kinder unter den Zeugen
Nach einem Zeugenaufruf meldeten sich mehrere Personen, die den Unfall aus ganz unterschiedlichen Perspektiven gesehen haben wollen. Da sich auch Kinder unter den Beobachtern befinden, will die Polizei „sehr behutsam in der weiteren Bearbeitung“ vorgehen. Derzeit laufen umfangreiche Vernehmungen, hieß es am Donnerstag. Eine abschließende Aussage zum Hergang machte die Polizei bis zum Redaktionsschluss nicht, da es auch widersprüchliche Angaben gibt.
Nach dem Unfall kümmerten sich Seelsorger um die Angehörigen, die Einsätzkräfte und Kinder in fünf Schulen. „An dem Unfallort kommen morgens fast alle Schulbusse vorbei, sodass viele das tragische Ereignis mitbekommen haben“, erklärte Polizeisprecher Hirsch. Außerdem sei das Mädchen im Vereinsleben sehr aktiv und deshalb vielen Menschen in der Umgebung bekannt gewesen. „Die Betroffenheit ist groß“, so Hirsch.
Das hielt Unbekannte offenbar nicht davon ab, Fotos von dem Opfer zu machen und diese in den Sozialen Medien zu verbreiten – insbesondere wohl in WhatsApp-Gruppen. Die Polizei berichtete am Mittwoch von Hinweisen auf eine Veröffentlichung. Sie suchte Zeugen, die Angaben zu der Verbreitung des Bildmaterials machen konnten.
In enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Braunschweig werde „mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen Personen“ vorgegangen, hieß es. „Dieses Verhalten ist nicht nur moralisch nicht zu rechtfertigen, sondern stellt auch eine Straftat dar. Die Strafandrohung beinhaltet auch eine Freiheitsstrafe“, warnte die Polizei, die nach eigenen Angaben drei Strafverfahren eingeleitet hat. Die Ermittlungen richten sich demnach derzeit noch gegen unbekannte Personen. „Die Dimension der Verbreitung kann derzeit noch nicht abgesehen werden. Die Auswertung der Hinweise und die weiteren Ermittlungen gestalten sich personalintensiv und werden ihre Zeit in Anspruch nehmen.“
Durch die Polizei konnten in den sozialen Medien allerdings keine weiteren Fotos festgestellt werden. „In den Schulen der Stadt laufen derzeit Gefährdeansprachen, mit der Zielrichtung Schüler hinsichtlich der Verbreitung des Bildmaterials zu sensibilisieren und weitere Veröffentlichungen zu unterbinden“, teilte die Polizei noch mit.
Entsetzen und Trauer bei der KVG
Auch bei der Kraftverkehrsgesellschaft Braunschweig (KVG) löste das Unglück Entsetzen und Traurigkeit aus. „Die zur Unfallstelle gerufenen KVG-Kollegen sind ebenso wie der Busfahrer stark betroffen und schwer erschüttert. Es ist der KVG und ihren Mitarbeitenden ein Bedürfnis, der Familie sowie dem Freundeskreis des verstorbenen Mädchens ihr tiefstes Mitgefühl und Beileid auszusprechen“, schrieb das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Die KVG sei auf die Sicherheit der Fahrgäste und Passanten bedacht, weshalb sie die vorbehaltlose Aufklärung des Unfalls durch die Ermittlungsbehörden im vollen Umfang unterstütze.
Die Polizei bittet um Hinweise unter Tel. (05341) 1897-0.