OB-Wahl in Salzgitter: SPD und Grüne nominieren ehemalige ARGE-Chefin Sabine Fricke
Der Oberbürgermeisterwahlkampf in Salzgitter ist eröffnet. Mit dieser klaren Ansage haben SPD und Bündnis90/Grüne ihre Kandidatin für das Amt vorgestellt. Die parteilose Diplom-Verwaltungswirtin Sabine Fricke soll am 25. Mai 2014 möglichst im ersten Wahlgang gegen den jetzigen OB Frank Klingebiel den Chefsessel im Rathaus erobern.
Das Angebot kam per sms aufs Handy. Der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Wilhelm Schmidt fragte bei Sabine Fricke per Kurznachricht an, ob sie Interesse hätte, als Oberbürgermeisterin in Salzgitter zu kandidieren. Außer der Überraschung und der Freude über die Wertschätzung, für solch eine Aufgabe vorgeschlagen zu werden, war der 54-jährigen Frau aus Upen schnell klar: Sie würde sich gerne dieser Herausforderung stellen.
Die SPD-Findungskommission war damit am Ziel. „Wir wollten jemanden mit Kompetenz und Erfahrung. Wenn wir dann noch eine Frau in eine Führungsposition bringen können, ist das optimal“, sagt Schmidt, der sich gemeinsam mit dem SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel an Sabine Fricke erinnert hatte, schließlich stand sie fünf Jahre an der Spitze der ARGE in Salzgitter, ehe sie 2011 das Jobcenter in Hildesheim übernahm. Seit Oktober sitzt sie für die Regionaldirektion der Arbeitsagentur in Hannover und beträt Führungskräfte aus dem Haus.
Wenn es nach SPD und Grünen geht, nicht mehr allzu lange. „Miteinander Salzgitter gestalten“ haben die beiden Parteien die Kandidatur überschrieben. Bei der Versammlung des SPD-Unterbezirks stimmten 78 von 86 Mitgliedern für Fricke, fünf gegen sie bei drei Enthaltungen. Einstimmig verlief das Votum beim Kreisverband der Grünen.
Diese hatten selber nach einem eigenen Bewerber gesucht und erwogen, ihren Bundestagskandidaten Sascha Pitkamin zu nominieren. Doch nach einem Termin beider Findungskommissionen Anfang November machte dieser schnell den Weg frei für die gemeinsame Kandidatin. „Ich habe gerne verzichtet“, sagt Pitkamin mit Hinweis darauf, dass Fricke die gleichen Ziele verfolge. „Wir müssen die Wirtschaft stärker einbeziehen, vor allem die kleinen und mittleren Betriebe.“ Fricke zeichne sich aus durch Ideen und habe gute Kontakte, sie sei nicht parteigebunden und könne so alle an einen Tisch holen.
Doch so ganz „im freien Feld“ sieht SPD-Unterbezirks-Chef Michael Letter die Kandidatin nicht. „Sie ist parteilos, aber nicht standpunktlos. Es gibt große politische Unterschiede zwischen SPD/Grüne und den anderen Parteien.“ Ein Kuschelkurs ist im Wahlkampf also nicht zu erwarten, auch wenn der Oberbürgermeister parteiübergreifend Sympathien bei vielen Politikern genießt. Die Ratsmehrheit ist unzufrieden, sieht viele Angriffspunkte in der Amtsführung. Fricke sei eine „deutliche Alternative“, so Letter. „Wir treten an mit dem Ziel, Frank Klingebiel abzuwählen.“
Die diplomierte Verwaltungswirtin ist seit 15 Jahren im Management der Arbeitsagentur tätig, kann dabei Erfolge bei neuen Projekten vorweisen. Sie hat nach eigenen Worten „Leitungserfahrung im Echtbetrieb“ und bringt außer Budgetverantwortung für eine auswärtige Bewerberin recht gute Ortskenntnisse mit. Sabine Fricke ist verheiratet, wohnt in Upen in der Gemeinde Liebenburg und hat einen 20-jährigen Sohn. „Mein Lebensmittelpunkt war immer hier.“ Sie beschreibt sich als offen und den Menschen zugewandt, als analytisch und lösungsorientiert, nur manchmal sei sie etwas ungeduldig.
Auch die Situation der Stadt hat sie schon analysiert. Salzgitter stehe verglichen mit anderen kreisfreien Städten im Land wie Osnabrück, Oldenburg oder Braunschweig schlecht da, sei seit 2007 bei der Bevölkerungs- und Beschäftigungsentwicklung „weiter abgehängt“, beklagt Fricke. Sie plant einen „Zukunftspakt“, den sie mit allen Bürgern entwickeln will.
Dass sich der Job im Rathaus besser machen ließe, davon ist auch Marcel Bürger überzeugt. Der Fraktionschef der Grünen im Rat betont, dass beide Parteien ihre Suche getrennt begonnen hätten, das gemeinsame Ergebnis nun ein Beleg für die gute Zusammenarbeit sei. „Das lief wie von selbst aufeinander zu.“
Auch für Letter ergeben sich mit der Kandidatin neue Perspektiven für Salzgitter. Der Blick der Verwaltungsspitze sei mittlerweile zu sehr verengt auf das Leitbild der kinder- und familienfreundlichen Lernstadt. Die Probleme älterer Bewohner und der finanziellen Belastung würden nicht entschlossen genug angepackt.
„Mit der neuen Oberbürgermeisterin wird mehr passieren“, verspricht Letter, der den Wahlkampf für eröffnet erklärt. Seine Kandidatin hat jedenfalls genug Resturlaub auf dem Konto, um ab Mitte Dezember richtig einzusteigen. Der örtliche SPD-Chef hofft auf die Unterstützung der Gewerkschaften und lädt Verbände, Institutionen sowie Parteien ein, gemeinsam mit Fricke „Salzgitter zu gestalten“. Mit ihrer Erfahrung und dem Lebenslauf dürfte sie nach seinen Worten nicht nur für die Linke wählbar sein, sondern auch für „fortschrittliche Liberale“. Entsprechend zuversichtlich sind die Spitzen beider Parteien für den 25. Mai. Sabine Fricke, so glauben sie, werde „schon im ersten Wahlgang“ gewinnen.