Prävention wirkt: Immer weniger Jugendkriminalität in der Stadt Salzgitter

Prävention wirkt: Immer weniger Jugendkriminalität in der Stadt Salzgitter

Diese Linie zeichnet eine Kurve des Erfolges. Die Zahl der Straftaten von Kindern- und Jugendlichen in Salzgitter, aber auch die Zahl der Täter war noch nie so gering wie 2013. Seit Jahren nimmt die Kriminalität in diesem Bereich ab, Sorgen bereiten nur die Zunahme von Mobbing und Sexting im Internet.

Das Diagramm zeigt die Zahl der Straftaten in der Stadt Salzgitter insgesamt (blaue Linie) sowie die Zahl der Straftaten von Kindern und jugendlichen Tatverdächtigen.

Von einer „Erfolgsgeschichte“ spricht Salzgitters Polizei-Chef Wilfried Berg beim Blick auf die Daten. Zum wiederholten Male registriert die Polizei einen Tiefststand. So rutschte die Zahl der Straftaten von Kindern und Jugendlichen seit 2007 von 852 auf 401 Delikte und reduzierte sich um mehr als die Hälfte. Im Vergleich zum Vorjahr sind es 63 Straftaten weniger, ein Rückgang um fast 14 Prozent. Der Grund für diese Entwicklung dürfte zehn Jahre zurück in der Polizeireform liegen, als die Inspektionen landesweit Jugendkommissariate einrichteten. Damit ermittelten die Beamten nicht mehr fallbezogen, sondern täterbezogen.

Bei der Bearbeitung überwiegt der Erziehungsgedanke, beschreibt es Kriminalhauptkommissar Andreas Twardowski, Leiter des Jugendkommisariates. Wenn sich ein Junge oder Mädchen etwas zu schulden kommen lässt, dann greift die Polizei ein. „Je früher wir intervenieren, deso eher stoppen wir die kriminelle Karriere.“ In den meisten Fällen handelt es sich um „Episodenstraftaten, die nicht noch einmal passieren. Es gibt aber auch Intensivtäter, die trotz aller Maßnahmen nicht von der schiefen Bahn kommen. Sechs davon im Alter von 16 und 17 Jahren sind es derzeit in Salzgitter, drei von ihnen sitzen in Jugendhaft.

Die Zahl der Tatverdächtigen sinkt aber.  Bei den Kindern bis 14 Jahre reduzierte sie sich seit 2008 von 238 auf 114, bei den Jugendlichen von 380 auf 301.
Diesen Erfolg reklamiert die Polizei aber nicht für sich alleine. Die „intensive Vernetzung“ aller Akteure von den Schulen, über Jugendamt und Justiz bis zu den Vereinen sei der Schlüssel, so Twardowski.

Bei der Polizei gebe es feste Ansprechpartner für die Schulen, die Kollegen seien häufig vor Ort. Sie bauen ein Vertrauensverhältnis auf, was nicht nur der Präventionsarbeit dient. Das führt auch mit dazu, dass sich über die Bekanntschaften mögliche Straftaten schneller  aufklären lassen.

Der Einfluss der Polizei und anderer Institutionen führt dazu, dass Kinder und Jugendliche immer seltener Sachen mitgehen lassen. Die Gesamtzahl der Diebstähle sank binnen fünf Jahren von 295 auf  139, die der Täter von 175 auf 80.

Ähnlich die Lage bei den Rohheitsdelikten.  2008 zählte die Polizei noch 144 Jugendliche und 52 Kinder, die eine Körperverletzung begangen hatten, 2013 waren es nur noch 58 Jugendliche und 17 Kinder. Auch dies ist laut Polizei vor allem ein Erfolg der Gewaltprävention „mit all ihren Facetten“.

Nur eine Entwicklung trübt die Bilanz. Die Fälle im Schulkontext stiegen von 48 auf 56, was in erster Linie auf das Cybermobbing zurückzuführen ist. In den sozialen Netzwerken gibt es nicht nur öfter Beleidigungen, Verleumdungen und Bedrohungen, sondern auch das Sexting nimmt zu. Dabei versenden Jungs in der Regel erotische Fotos von ihren Freundinnen, was mittlerweile als Verletzung der Privatsphäre unter Strafe steht.