Rasten und futtern auf der Deponie in Salzgitter
SZ-Heerte. Sie sind schon lange weiter auf dem Weg in den Süden, doch in diesem Spätsommer war Salzgitter für ein paar Tage das Mekka der Weißstörche. Rund um die Deponie sammelten sie sich dutzendweise an, um zu rasten und zu futtern für die Weiterreise.
„Das war schon sehr ungewöhnlich“, sagt Georg Fiedler, der ehrenamtliche Weißstorchbeauftragte beim Naturschutzbund (Nabu) für die Region Braunschweig. 98 Tiere hatte er an einem Tag an den Schlafplätzen beobachtet, an anderen Tagen waren gleichzeitig 70 vor Ort. Er führt die Größe der Ansammlung und auch den frühen Zeitpunkt auf den heißen Sommer zurück. Die Flachwasserzonen im Heerter See hätten die Störche angeklockt und vermutlich auch der Biomüll auf der Deponie, aus dem sich die Vögel versorgten. Statt Mäuse und Würmer standen wegen des warmen Wetters bei vielen vor allem Insekten und Heuschrecken auf dem Speiseplan.
Aber auch das Wässern von staubigen Flächen dürfte im Sinne der Störche gewesen sein. „Sie haben dort regelrecht geplantscht“, berichtet Georg Fiedler. Er kann sich aber auch vorstellen, dass manche der Zugvögel die Region von ihren Reisen kannten und sich für eine Pause niederließen, andere gesellten sich dann hinzu. In jedem Fall war der Besuch Salzgitters nicht von Dauer. Sammeln, rasten und weiter, lautete offenbar das Motto der Storchenschar. „Die Trockenheit bei uns hält sie nicht“, sagt Georg Fiedler. Das einzige Storchenpaar mit Nachwuchs hat er in Reppner beobachtet. Drei Junge flogen dort aus, ein gutes Ergebnis, meint der Fachmann. Mit Blick auf eine steigende Population hält er es durchaus für sinnvoll, in Bereich von Futterflächen auch Nisthilfen anzubieten. Die Menschen sollten den Tieren aber ihren Freiraum lassen und ihnen nicht zu sehr auf die Pelle rücken.
Dass die große Storchenzahl vielen Anwohnern nicht entgangen ist, weiß auch Marlies Gräwe vom Nabu Südostniedersachsen. Bei ihr landeten viele Anrufe aus der Bevölkerung. Die Anteilnahme der Menschen am Wohl und Wege der Vögel erfreut sie und macht ihr Hoffnung dabei, „die Weißstörche langfristig schützen“. Das ist nach ihren Worten kein einfaches Anliegen. Grünflächen und Flussauen gehen verloren, neue Stromtrassen stellen eine Gefahr dar. Trotzdem will der Nabu dabei helfen, dass sich die Lebenssituation der Störche hierzulande nicht weiter verschlechtert.