Rat Salzgitter entscheidet über Ankaufprogramm für Watenstedt
SZ-Watenstedt. Wie sieht die Zukunft für die Menschen in Watenstedt aus? Eine Antwort darauf könnte es am kommenden Dienstag (13. März) geben. Denn dann tritt der Rat der Stadt Salzgitter im Rathaus in Lebenstedt zusammen und debattiert über ein Ankaufprogramm für die Grundstücke. Die Sitzung beginnt um 16 Uhr.
Es geht um viel Geld. Auf insgesamt 13,2 Millionen Euro beläuft sich das Ankaufprogramm, das die Verwaltung den Politikern vorschlägt. Für dieses Geld sollen bis 2030 nach und nach die 68 Wohnobjekte mit 121 Einheiten gekauft werden, um den Ortsteil in einen reinen Industriepark verwandeln zu können. Die Stadt will die Einwohner deshalb umsiedeln.
Der Wunsch ist nicht neu. Watenstedt steht schon seit 20 Jahren auf dem Zettel. „Der Stadtteil ist durch ungünstige städtebauliche und immissionsschutzrechtliche Rahmenbedingungen geprägt. Diese besonderen Umfeldbedingungen haben die Wohnsituation seit Bestehen der Industrie beeinträchtigt und in der Folge zu teilweise wenig attraktiven baulichen Entwicklungen und sozialen Problemen geführt“, heißt es in der Vorlage.
Das neue Programm ist der dritte Anlauf der Stadt in der jüngeren Vergangenheit, die komplexe und teure Planung umzusetzen. Der erste Versuch, die Umwandlung über eine EU-Förderung finanzieren zu können, schlug fehl. Auch die Hoffnung auf Landeskredite für den Kauf der Grundstücke zerplatzte.
Das Thema brennt vielen Einwohnern unter den Nägeln. Wie sehr, machte eine Informationsveranstaltung in der vollen Kirche deutlich, bei der Ortsrat und Verwaltung die betroffenen Eigentümer über das Verfahren informierten.
„Die Finanzierung soll aus drei Töpfen erfolgen“, erklärte Verwaltungsvorstand Jens Flügge. Es gibt schon eine Industriepark Salzgitter-Watenstedt Entwicklungs-GmbH, die über zwei Millionen Euro verfügt. Darüber hinaus sollen 5,5 Millionen Euro aus Gewinnen aus der Wohnbau Gesellschaft nach Watenstedt fließen, die restlichen 5,7 Millionen Euro müssten aus dem städtischen Haushalt kommen. Ob die Summe am Ende ausreicht, wird aber erst die Bewertung der Grundstücke ergeben.
„Was mit der Überplanung Watenstedt 1998 zum Gewerbegebiet begonnen wurde, kann jetzt zugunsten der Bewohner fortgesetzt werden“, wirbt Baudezernent Michael Tacke für eine endgültige Lösung mit „Planungssicherheit für die Leute“. Das Ankaufprogramm wäre ein freiwilliges Angebot der Sadt. „Niemand muss seinen Standort verlassen. Ich hoffe aber, dass die Einwohner die Chancen sehen.“
Die Eigentümer wie Michael Kuhn sind eher skeptisch. Ihnen geht es vor allem darum, welchen Betrag die Stadt zahlt. Geht es nach dem Zustand eines Gebäudes oder nur nach dessen Verkehrswert, der in einem Ort ohne Sportverein und Feuerwehr eher gering sein dürfte. „Ich habe fünf Fremdenzimmer, wie wird mir das vergütet?“, fragt sich Michael Kuhn. Reicht die Summe, dass er sich an anderer Stelle wieder fünf Fremdenzimmer einrichten kann? „Das ist eine wichtige Einnahmequelle von mir und ein Plan, später mit der Rente klarzukommen.“
Der Watenstedter will auch über die Schäden verhandeln, die an den Grundstücken durch die Umwelteinflüsse und den Betrieb des benachbarten Stahlwerks entstanden sind. „Ich sehe das alles sehr kritisch. Das Verfahren läuft seit 1998 und die Zahlen werden dabei immer weiter nach unten korrigiert.“ Die Stadt versuche, die Bürger aus Watenstedt wegzukriegen – und das „für ᾽nen Appel und ᾽n Ei“. rk/rwe