Salzgitter AG: Volle Auftragsbücher, aber rote Zahlen

Salzgitter AG: Volle Auftragsbücher, aber rote Zahlen

Die Zahl ist nun amtlich: Die Salzgitter AG weist für 2013 einen Verlust von 477,8 Millionen Euro aus. Zwar rechnet der Vorstand für 2014 mit einem besseren Resultat, doch das dürfte weiterhin negativ sein. Einen Lichtblick gibt es bei den Peiner Trägern. Nach dem Schnitt deutet sich dort für das erste Quartal ein ausgegliches Ergebnis an.

Die Produktion läuft im Stahlwerk. Doch die Coils lassen sich durch den Preisdruck nur mit Verlust verkaufen.

Die Situation ist vertrackt. Die Auftragsbücher sind voll, die Mitarbeiter im Stahlwerk haben gut zu tun, dennoch schreibt die Salzgitter AG vor allem in ihrem Kerngeschäft rote Zahlen. Denn jeder Coils, der das Werk verlässt, bringt derzeit Miese.
Grund sind die Überkapazitäten bei den Herstellern in Europa, die den Preis im Keller halten. Trotz mittlerweile wieder günstiger Rohstoffkosten ist mit  Stahl kein Geld zu verdienen. Wegen der Fixkosten kann auch ein verlustreicher Verkauf Sinn machen, sagte Vorstandsvorsitzenden Prof. Heinz-Georg Fuhrmann in der Bilanzpressekonferenz am Freitag. „Langfristig geht das natürlich nicht.“ Dann müssten sich die Strukturen im Betrieb ändern, so wie es der Konzern in Peine getan und die Jahreskapazität dort auf eine Million Tonnen halbiert hat.
Das erwartet der Konzernchef auch bei Mitbewerbern. Auf zehn Millionen Tonnen schätzt er europaweit die Überkapazitäten, die es abzubauen gilt, damit sich wieder auskömmlich produzieren lässt. „Der  Markt hat den Boden gesehen“, ist Fuhrmann zuversichtlich, dass es aufwärts geht und die Stahlindustrie in Europa kein Auslaufmodell ist. „Wir sind wertvoll für unsere Kunden.“
Das erspart dem Konzern aber nicht, seine Hausaufgaben zu machen. Diese tagen den Namen „Salzgitter 2015“. Das Restrukturierungsprogramm soll 200 Millionen Euro pro Jahr sparen, 110 davon durch Optimierung technische Prorzesse und Abläufe, 90 Millionen aber auch beim Personal. Dazu sollen mehr als 1500 Stellen wegfallen. „Wir sind damit unterwegs.“
Ob sich das Geschäft wieder lohnt, hängt aber auch von der Politik ab. Fuhrmann warnte vor einem klima- und energiepolitischen Alleingang in Deutschland. Dieser führe zum Abstieg im globalen Wettbewerb. „Das ist für uns exestenziell.“ Er kündigte an, mit anderen Unternehmen darum zu kämpfen, „das Schlimmste zu verhindern“.
Dabei hat er das Gefühl, dass die Rückdeckung wächst bei der Großen Koalition in Berlin. Sie bringe sich in die Diskussion mit der EU ein. Den Politikern sei der Wert der Industrie bewusst geworden, so Fuhrmann. Allerdings gibt es keine Entwarnung. Für ihn herrscht noch immer „Alarmstufe Rot“.

Keine guten Worte hatte der Vorstandsvorsitzende auch für die Steuerfahnder aus Braunschweig übrig, die bei den Peiner Trägern die Geschäftsräume durchsucht haben. Er nannte den Vorwurf „absurd“, der Konzern habe Aufwendungen vorsätzlich verschoben, um so Körperschaftssteuer zu hinterziehen.  Auch das Vorgehen der Behörde habe ihn sehr verblüfft. Er hätte sich eine Kontaktaufnahme gewünscht. „Bevor man die Tür eintritt, hätte man auch klingeln können.“