Salzgitter feiert mit viel Musik die Demokratie
SZ-Lebenstedt. Mit ganz viel Musik hat das Bündnis „Wir sind mehr“ gemeinsam mit vielen hundert Besuchern vor dem Rathaus ein buntes Fest der Demokratie gefeiert. Die Veranstalter sind zufrieden mit der Resonanz. Künstler und Besucher ließen sich von dem ungemütlichen Wetter nicht schrecken, trotzten Kälte und Nieselregen.
Bei aller Fröhlichkeit hatte das Fest einen ernsten Hintergrund, es diente als friedlicher Gegenpol zu einer rechtsextremen NPD-Demonstration. Die Stadt hatte die Bündnis-Aktion mit einer einstimmigen Resolution unterstützt, in der sich Rat und Verwaltung für Frieden, Freiheit und Demokratie stark machen.
„Ich bin stolz, dass so viele Menschen gekommen sind“, sagt Salzgitters Oberbürgermeister Frank Klingebiel, der die Schirmherrschaft über das Fest übernommen hat. Gemeinsam mit dem Bündnis will er ein klares Signal setzen für „Toleranz, christliche Nächstenliebe und Respekt“.
Für Wolfgang Räschke, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Salzgitter-Peine, wird durch Hermann-Göring-Aufkleber der Nazis mit dem Spruch „Holt mir meine Stadt zurück“ deutlich, „dass wir uns dagegen wehren müssen“. Die Einwohner seien durch solche Aktionen gezwungen, die Demokratie zu verteidigen. Er ist aber guten Mutes, dass eine Stadt wie Salzgitter mit Einwohnern aus so vielen Nationen in der Lage sein dürfte, „klar und deutlich Stellung zu beziehen“. Die Menschen sollten sich nicht von rechten Hetzern in dieser Form bedrohen lassen, so Wolfgang Räschke.
Sein IG-Metall-Kollege und Bündnis-Vertreter Matthias Wilhelm erinnerte in seiner Rede an die Geschichte Salzgitters und den Kampf der Vorfahren um das Stahlwerk . Die Menschen damals hätten sich danach gesehnt, nach Faschismus und Krieg, nach Not und Opfern endlich in Frieden leben zu können. Niemand wünsche sich die Heimat von Göring zurück. „Wir sind eine befreite und demokratische Gesellschaft, dafür stehen wir hier heute ein.“
Damit sprach er den Zuhörern aus dem Herzen. „Es geht einfach nicht, was die NPD macht. Wir wollen gegen Rechtsextremismus demonstrieren“, sagt ein Schüler des Kranich-Gymnasiums. „Die Geschichte darf sich nicht wiederholen“, fügt eine Jugendliche hinzu. Es sei falsch, gegen Ausländer zu hetzen und gegen Menschen mit anderer Hautfarbe.
verdi-Geschäftsführer Sebastian Wertmüller kam extra aus Braunschweig nach Salzgitter, um „die Schutzzone der Demokratie gegen Nazis“ zu stärken, die immer öfter anzutreffen seien. Die Lage werde immer bedrohlicher, findet der Gewerkschafter. „Das ist Grund genug, um auf die Straße zu gehen.“
Das Bündnis aus Gewerkschaften,, Partein, Kirchen, Vereinen und anderen Institutionen hatte den Termin gewählt, weil die NPD unter dem Motto „Sicherheit schaffen – Überfremdung und Ghettoisierung stoppen!“ zu einem rechtsgerichteten Protestmarsch in die Lebenstedter Innenstadt eingeladen hatte. Die Polizei war nach eigenen Angaben mit Einsatzkräften im „mittleren dreistelligen Bereich“ vor Ort und musste im Laufe des Tages bei Auseinandersetzungen von Demokratiefreunden mit Rechtsextremisten mehrfach eingreifen. Der Gesamteinsatzleiter der Polizei, Volker Warnecke, spricht dennoch von einem „weitestgehend ruhigen Verlauf“.