Salzgitter-Lebenstedt: Markthändler wollen zurück in die Chemnitzer Straße
Es knirscht beträchtlich zwischen den Händlern vom Wochenmarkt in Lebenstedt und der Stadt Salzgitter. Die Beschicker sind unzufrieden mit den Geschäften auf dem Rathausplatz und möchten „umgehend“ zurück in die Chemnitzer Straße. Von der Verwaltung und der Bauleitung wünschen sie sich dabei mehr Unterstützung. Die Rathausmitarbeiter vermissen dagegen Kompromissbereitschaft bei den Händlern.
Draußen wird es kälter, und auch das Verhältnis zwischen den Marktbeschickern und der Verwaltung ist zunehmend frostig. Die mehr als 30 festen Händler, die dienstags und freitags kommen, mussten im Februar wegen der Großbaustelle in der City vor das Rathaus ziehen, um Platz zu machen für den Baustellenverkehr. Doch der neue Standort hat sich auch nach neun Monaten nicht etabliert. Die Stammkunden kommen zwar, doch es fehlen bis zu 30 Prozent Umsatz über das Laufpublikum. Da machen auch zusätzliche Einnahmen durch Mitarbeiter aus dem Rathaus den Kohl nicht fett.
Bereits im Sommer wurden die Händler bei der Stadt erstmals vorstellig und klagten ihr Leid. Parkplätze fehlen, das Rathaus ist zu weit ab vom Schuss. Sprecher Michael Stolze hält mit „etwas gutem Willen“ einen sofortigen Umzug zurück für möglich. „Wir müssen die Wege ohnehin frei halten für Anlieger und die Feuerwehr.“ Er bezeichnet es als „logistische Kleinigkeit“, die Anlieferung an den zwei Vormittagen zu beschränken. „So viele Fahrzeuge sind das doch nicht. Wir hätten bisher gar nicht weg gemusst“, hat Stolze beobachtet.
Kaufleute in der Chemnitzer Straße, die den Wochenmarkt ebenfalls sehnlichst zurück wünschen, bestätigen den Eindruck. „Baufahrzeuge sehe ich hier kaum“, sagt Buchhändlerin Birgit Ebeling, die nun weniger Geld in der Kasse hat. Genau wie Ulrike Richter in ihrem Schreibwaren-Shop. Diese sorgt sich, dass die Chemnitzer Straße weiter verödet und sitzt mittlerweile im Vorstand der Werbegemeinschaft, um die Interessen der Geschäftsleute zu vertreten. Sie unterstützt die Marktgemeinschaft um Bauer Stolze, welcher ein Bemühen bei der Verwaltung vermisst. Sein Vorwurf: „Viele kleine Unternehmen zahlen hier die Zeche für einen Großinvestor.“
Die Vorwürfe von Seiten der Marktbeschicker an die Stadt, sich nicht zu bewegen, weisen Baudezernent Michael Tacke und Verwaltungsvorstand Wolfang Skorczyk zurück. Im Gegenteil. Die Stadt halte mittlerweile dienstags und freitags 40 Stellplätze auf dem Schillerparkplatz frei für die Marktkunden. Allerdings, so räumen die Spitzenbeamten ein, müssten diese noch stärker kontrolliert werden.
Zudem habe die Verwaltung die Markthändler und Kaufleute von sich aus zum Gespräch ein- geladen und dabei angeboten, der Markt könnte ab Mitte Februar eventuell einen Bereich der Chemnitzer Straße zwischen Deutscher Bank und Berliner Straße beziehen. Einen Ortstermin hätten die Marktleute dann abgesagt.
Diese lehnen die vorgeschlagene Übergangslösung als nicht praktikabel ab. Das Gespräch im Rathaus hielten die Händler ohnehin für wenig ergiebig. Von Seiten der Bauleitung spürten sie keine Kooperationsbereitschaft.
„Der Wochenmarkt ist uns sehr wichtig“, so Tacke, die Stadt stehe aber zu 100 Prozent hinter dem Investor und der Maßnahme. Die termingerechte Abwicklung genieße höchste Priorität und sei lebenswichtig für Lebenstedt. Der Dezernent verweist auf die großen Chancen, die sich nach den Schwierigkeiten der Bauphase für die Markthändler und auch die Kaufleute in der Chemnitzer Straße ergeben.
„Doch was nützt das uns und den kleinen Geschäften hier, wenn die Kunden erstmals weg sind?“, fragt Kartoffelbauer Matthias Brockmann. Die ersten Beschicker hätten sich bereits verabschiedet, ergänzt Gemüsehändlerin Sigrid Heine, es gebe mehrere Wackelkandidaten. Das kann die Stadt, die Betreiberin des Marktes ist, nicht bestätigen. Nur ein fester Standpächter habe gekündigt, „aber aus privaten Gründen“, heißt es dazu aus dem Fachdienst.
Die Markthändler sammeln weiter Unterschriften von den Kunden, die mit der Situation unzufrieden sind. Sie wollen sich nicht von der Verwaltung „abspeisen“ lassen und Mitte November die Listen dem Oberbürgermeister übergeben.