Salzgitter: Zweiter Förderturm für Schacht Konrad
SZ-Bleckenstedt. Der Auftrag für den Bau des neuen Förderturms am Endlager Schacht Konrad ist vergeben. Das teilt die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) mit. Der Förderturm auf Konrad 2 sei ein Kernstück der kerntechnischen Anlagen an der Tagesoberfläche in der Bauphase. „Unter Tage sind wir mit der Errichtung des Endlagers auf einem sehr guten Weg hin zur Fertigstellung. Mit dem Bau des Förderturms nimmt das Projekt jetzt auch im späteren Kontrollbereich über Tage Fahrt auf“, so Dr. Thomas Lautsch, technischer BGE-Geschäftsführer.
Mit der Errichtung wurde die Schachtbau Nordhausen GmbH aus Thüringen beauftragt. Nach einer Planungsphase soll im Jahr 2023 mit dem Bau begonnen werden, die Fertigstellung ist laut BGE 2026 geplant. Über den Schacht 2 werden nach Inbetriebnahme des gesamten Endlagers die Behälter mit den schwach- und mittelradioaktiven Stoffen bis zur Umladestation in 850 Metern Tiefe transportiert, heißt es. Anschließend bringt ein Transportfahrzeug die Behälter zu den Einlagerungskammern.
„Das nächste Bauprojekt wird die Umladehalle sein, in der die Abfälle nach der Anlieferung für den Schachttransport und für den Transport unter Tage vorbereitet werden sollen“, ergänzt Dr. Thomas Lautsch. Der Förderturm auf Konrad 2 wird in Stahlfachwerkbauweise ausgeführt und ist 42 Meter hoch, um die geplante 8-Seil-Schachtförderanlage aufzunehmen. Dafür sind mehr als 1.000 Tonnen Stahl notwendig. Der Förderkorb hat eine Kapazität von 25 Tonnen und ist für eine maximale Geschwindigkeit von 12 Metern pro Sekunde ausgelegt.
Zum Auftrag gehört laut BGE auch die Installation der Anlagen zur Belüftung, die Elektrik sowie eine Blitzschutzanlage. „Besonders wichtig ist der Brandschutz. Es gelten hohe Anforderungen, denn die Anlage muss neben den bergrechtlichen Anforderungen auch die Anforderungen des Atomrechts erfüllen.“
Bei der Stadt Salzgitter, die für den Bau des Förderturms nicht Genehmigungsbehörde war, ändert dessen Errichtung nichts an der Position. Sie fordert weiterhin eine „ganzheitliche Neubewertung von Schacht Konrad nach dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik einschließlich der über 25 Jahre alten Sicherheitsberechnungen- und -analysen“, so Pressesprecherin Simone Kessner. Zudem soll sämtlicher Atommüll rückholbar sein, was bisher nicht gegeben ist.
Die Stadt beharrt darauf, die Transportstudie zu Konrad zu überarbeiten, um Transportrisiken einschließlich möglicher Auswirkungen von Unfällen realistisch und aktuell abschätzen zu können. Die grundsätzlichen Bedenken zur technischen und geophysikalischen Eignung der Schachtanlage seien nicht entkräftet und bisher größtenteils eher unbeantwortet geblieben, heißt es in einer Stellungnahme auf hallo-Anfrage. „Auch der nicht abgestimmte Besuch der Bundesumweltministerin Svenja Schulze im Februar 2019 in Salzgitter hat nicht dazu beigetragen, Vertrauen zu erzielen und Antworten zu liefern – im Gegenteil.“
Für die Arbeitsgemeinschaft Sacht Konrad sind die neuen Förderanlagen „keine Überraschung“, sondern Teil der normalen Planungen im Gegensatz zu der Errichtung eines Bereitstellungslagers, das „erst 2017 plötzlich aufs Tapet kam“, so Sprecher Ludwig Wasmus. „Auch hinter diesem neuen Gesicht verbirgt sich nur die Fratze der völlig veralteten Endlagerplanung. Konrad ist und bleibt ein Zombie, ob mit oder ohne plastische Chirurgie.“