Salzgitters Gartenarchitekt Edo Lübben schreibt über sein Leben
SZ-Lebenstedt. Edo Lübben steht auf seinem Balkon und guckt ins Grüne. Im siebten Stock mitten in Lebenstedt hat man die beste Sicht auf den Brocken und den Lichtenberger Höhenzug. Unter ihm verläuft die Albert-Schweitzer Straße vorbei an Grünanlagen, Parks und Blumenbeeten. Das war seine Welt, 60 Jahre lang.
Als Gartenarchitekt war der heutige 92-jährige Senior für das gesamte Grün in Salzgitter verantwortlich. Er hat den Stadtpark angelegt, unzählige Grün- und Sportanlagen gebaut. Fast immer war er der erste, der moderne Anlagen wie die Bogenschießanlage in Thiede, die Finnlaufbahn oder das Stadion am See erfolgreich umsetzte. Edo Lübben organisierte Blumenausstellungen im Rathaus. Die Salzgitter AG beriet er für die Begrünung ihrer Büros. Lübben bewegte sich auf dem Höhepunkt seines Schaffens.
Kalte Winter in Russland
Doch das war nicht immer so. Die kalten Winter erlebte er 1943/44 in Russland, an mörderischen Kampfeinsätzen war er im Westen beteiligt. Er verlor Haus, Hof und ein Augenlicht. Er überstand mehrere Knochenbrüche und eine schwere Krebs-OP. Fing mehrmals von Null an.
Edo Lübben hat sich immer und immer wieder hochgearbeitet. Nie konnte ihn ein Rückschlag stoppen. „Das Leben ist wie es ist. Man darf sich einfach nicht unterkriegen lassen“, betont der rüstige Ruheständler. Nun hat er ein Buch über seinen besonderen Lebensweg geschrieben. „Ebbe und Flut“ berichtet vom Fußmarsch zwischen Harz und Wilhelmshaven, entlang an Salzgitter. Die Zeit mit seiner geliebten Ehefrau Elisabeth in Schweden und die Jahre in seiner neuen Heimat im Harzer Vorland.
„Als Flüchtlinge konnten wir uns kaum etwas leisten. Mit dem Buch möchte ich vor allem jungen Menschen zeigen, dass man aus jeder Niederlage nach oben kommen kann“ betont Edo Lübben, der ein leidenschaftlicher Ruderer und Schwimmer war. Daher stammt auch der Titel. „Wir konnten immer nur bei Flut weiterkommen. Und das sind wir dann auch. Man muss sich auf jede Situation einstellen, wenn man ans Ziel kommen möchte.“
Und das nicht nur auf der Flucht, sondern in jeder Lebenssituation. Das Buch ist bei seinen Lesungen erhältlich. Der Erlös des Verkaufs spendet Lübben an soziale Zwecke. Nun liest und vor allem erzählt er aus seinem Buch und seinem Leben. Gastleser werden seine Texte bei den Lesungen rezitieren. Die ersten Termine stehen fest: am Donnerstag, 7. September, um 19 Uhr im Gemeindehaus der Paulus-Kirche an der Neiße Straße und am Mittwoch, 8. November um 15 Uhr im Gemeindehaus der Martin-Luther-Kirche.