Salzgitters Matthäus-Glocken läuten in der Ukraine
SZ-Lebenstedt. Im September 2016 wurde die ev.-luth. Kirche St. Matthäus profaniert. Seitdem konnten die meisten Ausstattungsstücke eine weitere Verwendung finden. Bis vergangenen Mittwoch hingen auch noch die Glocken im Turm. Mitterweile sind die schweren Instrumente auf dem Weg in die Ukraine, durch Vermittlung der Glockenbörse GbR wurde eine weitere liturgische Verwendung gefunden.
Die drei klangvollen Glocken wurden im Jahre 1967 für die Matthäuskirche gegossen und wiegen jeweils 1200, 760 und 430 Kilogramm. Zusammen mit allen Armaturen und der gesamten Läutetechnik wurden sie mit Hilfe eines Autokrans aus dem Turm gehoben und anschließend verladen. Insgesamt dreieinhalb Tage waren die drei Monteure mit dem Abbau beschäftigt.
Da es sich um liturgische Instrumente handelt, war den Verkäufern die Nachnutzung wichtig. Die Glocken werden zukünftig in der orthodoxen Klosterkirche der Fürsprache der Heiligsten Mutter Gottes in der westukrainischen Stadt Tjatschiw erklingen. Beim Ausbau war auch der Klostervorsteher Benedikt Khromej aus der Ukraine dabei, nahm die Glocken stellvertretend entgegenn.
Dies werden allerdings nicht die einzigen niedersächsischen Glocken sein, die bald in der Ukraine läuten. Am Donnerstag wiederholte sich die Glockendemontage in Osnabrück. Benedikt Khromej konnte dort ebenfalls auf Vermittlung der Glockenbörse GbR ein noch größeres Geläut für die eigene Gemeinde in Empfang nehmen. Insgesamt werden damit etwa zehn Tonnen Glockenmasse aus Salzgitter und Osnabrück demnächst in der Ukraine erklingen und die Menschen zum Gottesdienst rufen. Aus Salzgitter läutet bereits seit dem letzten Jahr eine nicht mehr benötigte Glocke aus der Stiftskirche in Steterburg. Sie ist heute im Heimatkloster Benedikt Khromejs zu hören.
Das Geschäft mit den gebrauchten Glocken
Aus alten Glocken haben die zwei Glockensachverständigen Sebastian Warmsiedler und Matthias Braun ein Geschäft gemacht. Sie handeln international mit den gebrauchten Instrumenten. In den meisten Fällen werden sie aktiv, wenn Kirchen geschlossen werden. Die Gemeinden treten an ihre Firma heran oder sie erfahren über Kollegen davon. Die Experten begutachten die Glocken, schauen sich die Abbau- und Transportsituation an, suchen einen Nachnutzer. Sebastian Warmsiedler: „Es handelt sich um einen Verkaufsvorgang.“ Sind die Abnehmer gefunden und Verträge geschlossen, leitet die Glockenbörse den Projektabschluss ein. „Wir kümmern uns dann um alles. Es ist ein Rundum-Sorglos-Paket.“