Schauspielerin berichtet in Salzgitter über ihr Martyrium
SZ-Lebenstedt. Ein Leben in Angst und Zweifel. Ihr Ex-Freund schlug sie blutig, brach ihr das Brustbein und stach auf sie ein. Eva Wiedemann ist eine von Stalking und Gewalt betroffene Frau. Mit zittrig weinender Stimme berichtete die bekannte Schauspielerin im Rahmen der Opferschutzwoche in der Aula des Gymnasiums in Fredenberg von ihrem Leidensweg. Ihr geht es vor allem darum, dass niemand mehr wegschaut. Denn bei ihr wurde lange genug weggeschaut.
War anfangs alles noch ganz harmonisch, folgten schnell die dunklen Seiten: keine Kleider, keine Schminke, keine Freunde, kein privates Leben. Sie selbst bezeichnet es als „ein Spiel vom gefundenen Opfer und suchendem Täter“. Er versprach ihr, sie vor Leid zu beschützen und fügte ihr das größte Leid zu. „Mein Beschützer wurde Wächter meines goldenen Käfigs“, so Eva Wiedemann.
Nach ihrem Trennungsversuch stalkte, beleidigte und bedrohte er sie – auch noch, nachdem Beratungsstellen, Polizei, Gericht und andere Behörden eingeschaltet waren. Damit machte sie klar: Das Hilfe- und Rechtssystem weist Grenzen und Lücken auf. Sie musste sich als Opfer selbst um ihren Schutz kümmern und war ihrem Peiniger hilflos ausgeliefert.
Doch Eva Wiedemann ist kein Einzelfall. Laut Erste Stadträtin Christa Frenzel gab es alleine im letzten Jahr 213 Anzeigen in Salzgitter wegen häuslicher Gewalt. Die Dunkelziffer sei noch höher. „Häusliche Gewalt gibt es überall. Wer Augen und Ohren offen hält, kann sehen und hören, was bei den Nachbarn passiert, im Nebenhaus oder im privaten Umfeld“, betonte Frenzel.
Auch Polizist Ingolf Zupp, der Wiedemann in ihrer schweren Zeit unterstützte, kam zu Wort: „Unsere Türen bei der Polizei und den Hilfsorganisationen stehen offen. Wir wollen Frauen dazu ermutigen, diesen wichtigen Schritt zu machen.“ Eva Wiedemann ergänzte: „Ich selbst wurde mundtot gemacht. Jetzt will ich sprechen. Vor allem für diejenigen, die es nicht können. Und wenn ich nur eine Frau erreiche, die den Mut findet, dann hat sich jede Träne hier gelohnt.“