Schöner Wohnen in Salzgitter: Die Stadt fährt dafür jetzt die Krallen aus

Schöner Wohnen in Salzgitter: Die Stadt fährt dafür jetzt die Krallen aus

Die Stadt will bei der Baulandentwicklung und auf dem Immobilienmarkt eine deutlich aktivere Rolle spielen und so die Attraktivität Salzgitters als Wohnstandort verbessern. Die Verwaltung bereitet derzeit gleich vier Bebauungspläne vor und plant, in den Problembezirken mitunter in den Immobilienhandel einzugreifen.

Viele Häuser an der Siegfriedstraße in Salzgitter-Bad sind verlassen. Die Stadt will jetzt selber in den Quartieren aktiv werden.

Die Zeit der freundlichen Anfragen aus dem Rathaus bei den Immobilienfonds soll vorbei sein. „Wenn wir die Chance haben, dann nutzen wir künftig unser Vorkaufsrecht“, sagt Oberbürgermeister Frank Klingebiel in einem Pressegespräch mit Blick auf die Probleme in der Ost-West-Siedlung in Salzgitter Bad oder in Steterburg.

Nach seinen Worten werden dort Häuserblöcke in großen Paketen von einer Gesellschaft an die nächste veräußert, ohne dass jemand einen Cent in die Hand nimmt und modernisiert. Die Folge: Die Wohnungen sind kaum vermietbar, der Leerstand in Salzgitter-Bad liegt bei bis zu 50 Prozent, in Steterburg dürfte es ein Drittel sein.

„Burghof“ zu verkaufen

Da die Stadt bei den Unternehmen abblitzt und auch keine überteuerten Preise zahlen will, fährt sie nun die Krallen aus. Bei 88 Wohnungen im sogenannten Burghof in Bad, die zum Verkauf standen, wollte Klingebiel schon zur ersten Zwangsmaßnahme greifen – die Häuser zu einer vertretbaren Summe kaufen und mit Hilfe der Wohnbau modernisieren oder an der Stelle für eine neue Bebauung sorgen. Sogar die Denkmalschutzbehörde wäre einverstanden gewesen. Doch da der Haushalt bisher nicht genehmigt ist, muss die Stadt still halten. Spätestens aber 2014 will Klingebiel gewappnet sein. Sollte wieder ein Wohnblock „verscherbelt“ werden, werde die Stadt aktiv.

Aktiv ist sie auch bei der langfristigen Baulandentwicklung. Rat und Verwaltung haben sich dazu auf ein Vier-Zentren-Konzept festgelegt, wonach nur noch in Lebenstedt, Bad, Gebhardshagen und Thiede größere Baugebiete entstehen sollen. Sieben sind zwischen 2015 und 2018 geplant mit zusammen 200 Grundstücken (je nach Lage kostet dort ein Quadratmeter 40 bis 122 Euro).

Derzeit sieht es für Bauwillige in Salzgitter eher mau aus. Dabei gibt es eine starke Nachfrage durch niedrige Zinsen und die Flucht in Sachwerte, so Werkleiter Gerard Jaschkowitz aus dem Eigenbetrieb Grundstücksentwicklung. Bei ihm stehen für den „Fredenberg West“ schon 30 Namen auf der Liste. In den Augen Klingebiels ein deutliches Signal, auch dann für Bauland zu sorgen, wenn die Einwohnerzahl schrumpft. „Wir wollen, dass die Leute hier  bleiben.“ Außer kostenlosen Kindergarten und modernisierten Schulen müsse die Stadt auch attraktive Wohnlagen bieten.

23.000 Leute pendeln ein

Für Baudezerent Michael Tacke besitzt Salzgitter zudem noch Potenzial. „Wir haben 50.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze und 23.000 Einpendler.“ Von diesen will die Verwaltung mehr in die Stdt holen. Laut Tacke geht etwa jedes fünfte Grundstück an Auswärtige.

Für die 27 dörflich geprägten Ortsteile soll es übrigens nur noch vorhabenbezogene Lösungen für speziell interessierte Bauherren und bei Eigenbedarf geben. Von „organischem Wachstum“ ist die Rede.

Auf einem Gebiet ist die Stadt schon erfolgreich unterwegs. Bei der Baulückenbörse vermittelte sie über das Internet schon 22 Interessierte mit den Eigentümern freier Flächen. Im Rathaus sind derzeit noch 24 Baulücken gemeldet.rwe