Wasserburg in Gebhardshagen: Salzgitters Rat muss nun Farbe bekennen

Wasserburg in Gebhardshagen: Salzgitters Rat muss nun Farbe bekennen

In Sachen Wasserburg in Gebhardshagen muss der Rat Salzgitter nun Farbe bekennen. Die Verwaltung empfiehlt, den denkmalgeschützten Komplex nicht an die Procon System GmbH (PCS) zu veräußern, weil sie Zweifel an deren Gesamtkonzept  hat. Der PCS-Chef sieht dagegen alle Auflagen als erfüllt an. Er fordert einen Grundsatzbeschluss und erwägt juristische Schritte, sollte die Stadt ihn ausbooten.

Im alten Flügel der Wasserburg will die PCS eine Akademie einrichten.

Schon mehr als drei Jahre arbeitet die PCS an einem wirtschaftlich tragfähigen Nutzungskonzept für die Wasserburg. Im April 2010 hatte der Rat Salzgitter nach einer europaweiten Ausschreibung den Zuschlag für einen Verkauf der stadteigenen Immobilie gegeben, diesen aber an Bedingungen geknüpft. Diese sind nach Ansicht der Stadtverwaltung nicht erfüllt, so Sprecher Norbert Uhde. Deshalb rät die Verwaltung, das vorliegende Kaufangebot der PCS nicht anzunehmen und das Verfahren zu stoppen.
Die ablehnde Haltung der Stadt kennt PCS-Geschäftsfüher Herbert Köhler aus einem Gespräch mit Baudezernent Michael Tacke. Doch er widerspricht der Kritik in allen Punkten, was er am Freitag in einem Brief an die Ratsfraktionen deutlich machte. „Die PCS hat mit diesen Gutachten und Nachweisen die grundsätzliche Verträglichkeit und Umsetzbarkeit des Gesamtprojektkonzeptes eindeutig bestätigt“, heißt es darin.
Köhler will unter anderem den ehemaligen Schafstall zu einem Supermarkt mit 1500 Quadratmetern Verkausfläche umbauen. Im alten Burgflügel plant er eine Akademie mit 30 bis 40 Appartements, zwei Vortragssälen und Seminarräumen. „Etliche Großkonzerne“ hätten das attraktive Konzept begrüßt und ihr Interesse bekundet, sagt er. Um aber die drei bis vier Millionen Euro in den Altbau investieren zu können, brauche er vorher den Erlös aus dem Geschäft mit dem Verbrauchermarkt.
Köhler bezeichnet sein Projekt als doppelten Glücksfall für Gebhardshagen. Das baufällige Denkmal werde saniert und die Stadt von der Belastung befreit, zudem erhielten die Bürger einen Nahversorger im Ort. Köhler rechnet mit 100 neuen Arbeitsplätzen und appelliert an die Politiker, der Verwaltung nicht zu folgen und mit einem Grundsatzbeschluss sein Konzept zu bestätigen. Danach sollten beide Seiten die städtebaulichen Verträge und das Bebuungsplanverfahren voran bringen.
Sollte der Rat das Verfahren aufheben, kann die PCS eine juristische Auseinandersetzung nicht ausschließen. Er habe sich an alle Vereinbarungen gehalten, sagt Köhler. „Da steckt viel Zeit und Geld drin“, fügt er hinzu mit Blick auf die drohende Absage.
Diese käme bei den Händlern im Ort vermutlich gut an. Wenn die Pläne gestoppt würden, wäre wieder Zeit, über die Wasserburg neu nachzudenken, sagt Dierk Nanninger, Vorsitzender der Gemeinschaft Gebhardshagener Kaufleute (GGK). Denn den geplanten Supermarkt dort lehnt er weiter ab. Der Einzelhandel sollte im Ort konzentriert werden. „Wir brauchen ein Zentrum.“ Das sieht Nanninger eher im Bereich des Hagenmarktes.  Der GGK-Chef rät, bei der Wasserburg „nichts übers Knie zu brechen“ und in kleinen Schritten vorzugehen. Zugleich sollte die Stadt dabei immer die Gesamtentwicklung in Gebhardshagen im Blick haben.