Zapfenstreich in Salzgitter-Bad: Colja Walther lädt ein zur letzten Wirtshaus-Gaudi
Traurige Nachricht für die Kneipenfreunde in Salzgitter-Bad und Umgebung. Der „Rüberflieger“ und XL-Currywurst-Erfinder Colja Walther gibt zum Jahresende das Vöppstedter Wirtshaus an der Petershagener Straße auf.
Es naht der Zapfenstreich für eine Institution, die der frühere Zeitsoldat Colja Walther in knapp acht Jahren am Bahnhof in Salzgitter-Bad geschaffen hat. Das zünftige Ambiente, die „lecker Currywurst“ und die Party-Bühne beim Altstadtfest haben das Vöppstedter Wirtshaus zu einem weit über die Stadtgrenze hinaus bekannten Treffpunkt werden lassen.
Nach seiner Bundeswehrzeit hatte der Verpflegungs-Feldwebel das leer stehende Kartoffelhaus übernommen. Gute deutsche Küche, aber vor allem die verrückten Ideen und der Mut des heute 40-jährigen Gastronomen brachten den Erfolg. Zum Altstadtfest baute er eine eigene Bühne auf, ließ Mallorca-Stars wie Micky Krause und Olaf Henning einfliegen. „Ich habe richtig investiert und immer etwas übertrieben. Das hat sich aber ausgezahlt.“
Das Vöppstedter Wirtshaus entwickelte sich zur angesagten Adresse. Die Hütte brummte bei Oktoberfesten und Après-Ski-Partys, ein befreundeter Fleischer entwickelte „Coljas Currywurst“, mehr als 30 Zentimeter lang und mittlerweile an vielen Orten der Welt im Verkauf. Und auch als Sänger tat sich der gebürtige Salzgitteraner hervor, gründete mit seinen Mallorca-Freunden die Band „Rüberflieger“, deren Lieder sogar in den Kneipen auf der Insel gespielt werden und auf den Ballermann-Platten landeten. „Das sollte niemand allzu ernst nehmen. Das ist alles mit einem Augenzwinkern zu sehen“, sagt er. Ernster war es ihm mit der Idee, zum Altstadtfest vor dem Wirtshaus einen Rummel aufzubauen, was auch zu einem Erfolg wurde.
Die Aussteller dort müssen im nächsten Sommer nun ohne das „Vöppstedter“ als Publikumsmagneten auskommen. Der Mietvertrag läuft aus und Colja Walter will nicht mehr verlängern, weil es schon lange Ärger um die Schäden im Haus gebe. Das lange unter Zwangsverwaltung stehende Objekt sei vor einem Jahr verkauft worden, berichtet er. Die Hoffnung, mit den neuen Eigentümern eine Lösung zu finden, hat der Gastronom begraben.
Der dreifache Vater macht Schluss, auch wenn es im leid tut. „Wir haben in Salzgitter leider nicht viel vor allem für junge Leute.“ Diese sollten sich nicht zu viel Hoffnung machen, der Küchenmeister könnte an anderer Stelle im Ort ein neues Wirtshaus eröffnen. „Das habe ich nicht vor“, sagt Walther, der sich derzeit „bewirbt wie jeder andere“ und nach eigenen Worten sogar schon Angebote hat.
Wenn es ihm später beruflich möglich ist, würde er aber beim nächsten Altstadtfest gerne wieder mit dabei sein. „Vielleicht mit der kleinsten Kneipe der Welt“, sagt er augenzwinkernd. Colja Walther hat da offenbar wieder so eine verrückte Idee.