2700 Jahre alte Siedlung in Warmenau freigelegt
Karte mit Fundstellen: Dr. Peter Brose, Daniel Pollock, Peter Albrecht und Harmony Courtois auf dem Baufeld. Photowerk

2700 Jahre alte Siedlung in Warmenau freigelegt

Warmenau. Mehr als 2000 Jahre alte Geschichte fördern Archäologen in Warmenau zu Tage. Wie die Stadt vergangenen Woche bekannt gab, arbeiten die Fachleute schon seit Februar auf dem Baufeld im Gewerbegebiet Warmenau Ost, wo für die Firma Schnellecke ein neues Logistikzentrum entstehen soll. Es gilt, Hunderte Fundstücke auszuwerten – und ein Rätsel zu lösen.
Die Siedlung im Hochuferbereich der Aller reicht weit in die Vergangenheit zurück. Menschen dürften dort vom Ende der Bronzezeit bis zur römischen Kaiserzeit gelebt haben: etwa 700 vor Christus bis zu Christi Geburt. „Es war eine klassische bäuerliche Siedlung“, sagt Daniel Pollock von der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt. Ob die Siedlung über 700 Jahre durchgehend bewohnt gewesen war, könne man nicht mit Sicherheit sagen.
Die 350 Fundstücke geben Hinweise auf den Alltag der Menschen von damals. So deuten Bruchstücke von Webgewichten und Spinnwirteln auf textile Arbeiten hin. Einige Scherben von Keramikgefäßen weisen Verzierungen auf, zum Beispiel mit dem Fingernagel vollführte Vertiefungen, die nur als Muster dienten. „Und das hier war zum Zermahlen von Getreide“, sagt Ausgrabungsleiterin Harmony Courtois (Firma Arcontor) und hält einen Stößel hoch.
Auf Knochen sind die Experten übrigens nicht gestoßen. „Üblicherweise fanden Bestattungen weit außerhalb der Siedlung statt“, so Pollock.
Pfostengruben, die Reihen und Rechtecke ergeben, liefern Hinweise auf die Gebäude der einstigen Siedlung. Vielleicht auch deswegen hat die Fundstelle landesweit Aufsehen erregt. Pollock: „Das ist hier ein richtiger Glücksgriff.“
Noch im Juni sollen die archäologischen Arbeiten enden. Dann beginnt die Auswertung der vielen Fundstücke, die die Mitarbeiter penibel genau katalogisiert haben.
Dabei gilt es auch ein Rätsel zu lösen. In bisher 22 Gruben fanden die Mitarbeiter faust- bis fußballgroße Steine, die keinerlei Gebrauchsspuren aufweisen. Naturwissenschaftliche Untersuchungen sollen ergeben, warum die Bewohner der Siedlung sich die Mühe gemacht haben, die Steine herzutransportieren.