Aus dem Legebetrieb ins Altersparadies
TV-Dreh bei der Rettungsaktion: (v. l.) Moderator Frank Weber mit der Vorsitzenden des Vereins „Rettet das Huhn“, Stefanie Laab aus Mörse, und Daniela Tesch am Stall in Gifhorn.

Aus dem Legebetrieb ins Altersparadies

Mörse. Aus Nutztier mach Haustier: 830 ausgediente Legehennen haben jetzt wieder dank einer Rettungsaktion des bundesweit agierenden Vereins „Rettet das Huhn“ ein neues Zuhause gefunden und bleiben damit vor ihrem Schicksal im Schlachthof verschont. Begleitet wurde die Aktion, die sich auf einem Hof bei Gifhorn abspielte, von einem Fernsehteam.

Das ist der Verein „Rettet das Huhn“

„Rettet das Huhn“ ist ein gemeinnütziger Verein, in dem sich deutschlandweit rund 35 aktive Mitglieder für die Hühnervermittlung einsetzen und dessen gesamte Arbeit sich ausschließlich aus Spenden finanziert. Der Verein übernimmt „ausgediente“ Legehennen aus Massentierhaltungen zu dem Zeitpunkt von den Betrieben, zu dem sie normalerweise im Schlachthof entsorgt werden würden. „Rettet das Huhn“ vermittelt die Hennen anschließend in ein artgerechtes Zuhause bei tierlieben Privatpersonen. Der Verein übernimmt jeweils einmal pro Jahr den gesamten Hühnerbestand aus kooperierenden Betrieben. Ein Entgelt für die Hennen wird nicht gezahlt, sondern die Betreiber müssen bereit sein, die Tiere kostenlos abzugeben. Seit 2007 hat der Verein so über 68.000 Hennen in ein neues glückliches Zuhause vermittelt. Jährlich kommen rund 11.000 weitere dazu.

Der Legehennen-Betrieb mit Freilandhaltung kooperiert mit dem Tierschutz-Verein und übergibt jedes Jahr seine ausgemusterten Legehennen. Das Team um die Vereinsvorsitzende Stefanie Laab aus Mörse holt die Tiere ab und führt sie ihren neuen tierlieben Besitzern zu. „Vorher überprüfen wir, ob die Adoptanten unseren Ansprüchen gerecht werden“, erzählt Laab. Dazu gehört etwa ein raubtiersicherer Stall und genügend Auslauf für die von ihrem Dasein als Legehenne oftmals arg gebeutelten Tieren.
Diesmal wurden die geretteten Hühner aus Gifhorn an insgesamt neun Übergabeorte in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gebracht, wo sie von den neuen Besitzern, mit denen im Vorfeld ein Schutzvertrag für das Tier geschlossen wurde, abgeholt wurden. „In Mörse bei mir Zuhause haben wir 106 Hennen und drei Hähne an 25 Adoptanten übergeben“, berichtet Laab.
In ihren neuen Zuhause jetzt ihren Lebensabend genießen. „Hühner haben hierzulande nach zwölf bis 18 Monaten Legebetrieb ausgedient“, erklärt Laab. Dann lässt ihre Produktivität nach und sie werden anfälliger für Krankheiten und sie werden schließlich ausgetauscht. Danach wartet auf die Hühner der Schlachthof – es sei denn, ihr Hof kooperiert mit „Rettet das Huhn“. Nach den Strapazen als Legehenne bleiben den Hühner noch ungefähr zwei bis drei Jahre. „Die Lebenserwartung wird dadurch deutlich gesenkt“, weiß Laab.
In ihrer neuen Umgebung blühen die doch ziemlich gerupften Vögel meist schnell wieder auf – und bringen so auch den neuen Besitzern Freude. „Ein Huhn ist ein wunderbares Haustier“, sagt deshalb. „Sie verschönern den Garten, wirken beruhigend und entschleunigend und ihre Freude über ihre neues Leben kann man ihnen sofort ansehen, wenn sie zum Beispiel ein Sandbad nehmen oder in der Sonne liegen. Das gibt einem selbst ein gutes Gefühl“, berichtet sie.
Und so läuft eine Rettungsaktion ab: Begleitet wurden die gesamte Ausstallung und die Übergabe in Wolfsburg Mörse von einem Fernsehteam der Vox-Sendung „HundKatzeMaus“ mit Moderator Frank Weber. Die 20-minütige Tierschutz-Spezialausgabe innerhalb dieses Formats sollen voraussichtlich im September ausgestrahlt werden. „Das genaue Datum wird und noch bekannt gegeben“, freut sich Laab.
Das TV-Team war auch dabei, als Laab und ihr Team drei kranke Hühner aus der Rettung zur Untersuchung in eine Tierarztpraxis brachten. Bei den Tieren handelte sich um eine stark geschwächte Henne, eine Henne mit enormen Fußfehlstellungen durch Mangelversorgung und einen unterernährten und dehydrierten Hahn mit einer alten unbehandelte Verletzung. „Alle Tiere sind auf dem Weg der Besserung und können vermutlich schon Ende der Woche entlassen werden und in ihr neues Zuhause einziehen“, so Laab.