Drei Stasi-Spitzel waren auch in Wolfsburg tätig

Drei Stasi-Spitzel waren auch in Wolfsburg tätig

Wolfsburg. Die Stasi hatte kurz vor dem Zusammenbruch der DDR drei sogenannte Inoffizielle Mitarbeiter (IM) in Wolfsburg sitzen. Und ein Mann mit dem Decknamen „Horst Graf“ galt offenbar sogar als Top-Informant. Zu diesem Ergebnis kommt die Berliner Stasi-Unterlagenbehörde.

Das Abhören wichtiger Informationen gehörte zur Spionagearbeit der Staatssicherheit.

In einer aktuellen Publikation listet die Stasi-Unterlagenbehörde BStU für Ende 1988 knapp 2000 IM in der Bundesrepublik auf – drei davon in Wolfsburg. Für die Bezirksverwaltung Erfurt des gefürchteten Ministeriums für Staatssicherheit (Stasi) spionierte ein „Dr. Siegmar“ – der Mann, Jahrgang 1952, war den heutigen Erkenntnissen zufolge „in einem zentralen Objekt des gesellschaftlichen Lebens tätig“ – das konnte bei der Stasi alles und nichts sein. Ebenso wie ein für die Bezirksverwaltung Magdeburg tätiger Mann, Jahrgang 1948, Deckname „Feder“, Tätigkeitsbereich Dienstleitungen allgemein, galt „Dr. Siegmar“ offenbar eher als kleiner Lieferant.

Anders verhält es sich bei „Horst Graf“, Jahrgang 1939 – der Mann war tätig im bundesdeutschen Bereich „Polizei, Grenzschutz, Zoll“, galt bei der Stasi als O-Quelle und damit wichtiger Zuträger für die Hauptverwaltung A (HVA) XVII.

Deren Aufgabe bestand darin, Personen, Unterlagen oder geheimdienstliches Gerät unentdeckt und unter Umgehung von Kontrolle über die Grenze zwischen Bundesrepublik und DDR zu bringen. Helmut Müller-Enbergs, Autor des aktuellen BStU-Handbuchs zur Hauptverwaltung A: „Nach den Unterlagen der HVA galt dieser Mann als zuverlässiger Informant.“ Und als wichtiger überdies: „Horst Graf“ lieferte offenbar 255 überwiegend „wertvolle bis sehr wertvolle“ Informationen an die Stasi. Der Auslandsgeheimdienst des anderen deutschen Staates pflegte die Qualität der gelieferten Informationen nach dem Schulnoten-System zu bewerten, der „Graf“ sammelte fleißig Einser. Kein Wunder, dass einige seiner Informationen bis zum russischen Geheimdienst KGB weitergereicht wurden. Auch auf „Grafs“ wahre Identität gibt es Hinweise in Müller-Enbergs’ Werk, Zitat: „Die O-Quelle Horst Graf (XV 2338/81) wurde von der HVA mit ihren 255 Informationen mit Alex Kattau in Verbindung gebracht“ – ob sich dahinter tatsächlich der bürgerliche Name des Informanten verbirgt, sei allerdings nicht belegbar.

Das Buch: Helmut Müller-Enbergs: „Hauptverwaltung A – Aufgaben, Strukturen, Quellen“. Berlin; 356 Seiten; 5 Euro; Bezug im Internet über www.bstu.de.