Gifhorns Landrätin Marion Lau im Interview zum Verhältnis zur Stadt Wolfsburg
Ein ganz enger Partner der Stadt Wolfsburg ist der Landkreis Gifhorn. Von einer Fusion ist momentan nicht mehr die Rede, aber bei der interkommunalen Zusammenarbeit gibt es Gemeinsamkeiten. Die Amtszeit von Gifhorns Landrätin Marion Lau endet am 31. Oktober. Grund genug für hallo Wolfsburg, die Nachbar-Landrätin zum Verhältnis der Stadt Wolfsburg zum Kreis Gifhorn zu befragen. Mit Marion Lau sprach Redaktionsleiter Christoph Fricke.
Seit 2001 waren Sie Landrätin. Nun endet Ihre Amtszeit. Wie geht es Ihnen im Endspurt?
Marion Lau: Das ist schon ein bisschen komisch. Ich räume mein Büro auf, habe aber auch noch viel zu tun. Ich habe diese Arbeit gern gemacht, darum ist es jetzt nicht ganz einfach für mich.
Das Verhältnis des Landkreises Gifhorn zur Stadt Wolfsburg war immer ein besonderes. Wie haben Sie das empfunden?
Marion Lau: Ich habe nie ein Problem mit Wolfsburg gehabt. Die Stadt hat eben das, was wir nicht haben. Wir ergänzen uns gegenseitig und das ist gut so. Interkommunale Zusammenarbeit ist ein Beispiel für fruchtbare Kommunikation. In meinen Augen ist die Stadt Wolfsburg kein Konkurrent für uns, sondern ein Partner, mit dem man sich ergänzen kann.
Wie ließe sich das Verhältnis noch optimieren?
Marion Lau: Vorweg gesagt: Ein offenes Gespräch mit Oberbürgermeister Klaus Mohrs war immer möglich, das hat mich gefreut. Die interkommunale Zusammenarbeit ließe sich natürlich noch verbessern. Zum Beispiel müssen wir das Thema Berufsschulen angesichts des demografischen Wandels gemeinsam angehen, denn diese sind immens wichtig, um junge Menschen, bei denen es gerade nicht so läuft, aufzufangen. Da müssen wir partnerschaftlich vorgehen.
Wie stehen Sie persönlich zum Thema Fusion mit Wolfsburg?
Marion Lau: Da sage ich Nein. Dass VW einen alleinigen kommunalen Ansprechpartner in der Region brauche, ist für mich kein Argument. Wolfsburg hat eine andere Ist-Situation. Kommunale Probleme löst man nicht, indem man fusioniert. Notwendig ist ein verlässlicher Finanzausgleich.
Und wie stehen Sie dann dazu, dass Wolfsburg und der Kreis Helmstedt immer näher zusammenrücken?
Marion Lau: Das ist kein Problem für den Landkreis Gifhorn. Wir sind ein solch „reicher Landkreis“, weil bei uns der ehrenamtliche Aspekt so stark ausgeprägt ist. Das gibt uns Identität. In einer fusionierten Region ist die notwendige Nähe von Politik und Verwaltung zum Bürger nicht mehr gegeben.
Was war die größte Herausforderung Ihrer gesamten Amtszeit?
Marion Lau: Das war sicherlich die Notwendigkeit, zu einem ausgeglichenen Haushalt zu kommen. Wir hatten die Rote Laterne des Städte- und Gemeindebundes erhalten. Es ist schrecklich, wenn man gestalten will, aber das Geld fehlt. Und ich wollte nicht da enden, wo Helmstedt und Lüchow-Dannenberg heute stehen. Ich darf dankbar sein, dass die Politik im Kreis Gifhorn das mitgetragen hat.
Was bewerten Sie in der Rückschau als Ihren größten Erfolg?
Marion Lau: Wir haben es gemeinsam geschafft, neue Wege zu gehen. Wir steckten im Sparkorsett und haben uns dennoch nicht vom Wunsch abbringen lassen, es gut hinzubekommen. Vielleicht haben wir dabei nicht immer deutlich genug gemacht, welche Verantwortung in dieser Verwaltung getragen wird. Aber wir brauchen uns nicht zu verstecken. Trotz der Fülle an Pflichtaufgaben haben wir im Kreis vieles an Freiwilligem realisieren können. Ob Pflegestützpunkte, Familienservicebüros, Schulentwicklungskonzept, Jugend- und Sozialarbeit oder das Kreisentwicklungskonzept – all das ist gut und wichtig. Wir sind ein Wohlfühlandkreis zwischen Hightech und Heide geworden, und das natürlich mit Kultur.
Welche Perspektiven hat der Landkreis Gifhorn in der Zukunft?
Marion Lau: Er hat gute Perspektiven. Aber es darf keinen Stillstand geben. Das Kreisentwicklungskonzept muss stetig überarbeitet werden, eine Hilfe dabei ist das Demografie-Monitoring. Nur so kann der Landkreis am Ball bleiben.
Dann wünscht hallo Wolfsburg alles Gute für den unruhigen Ruhestand.