Grippewelle fordert Tribut: Erste Engpässe bei den Blutspenden

Grippewelle fordert Tribut: Erste Engpässe bei den Blutspenden

Von Joachim Voss
Prallvolle Praxen, leere Arbeitsplätze und stapelweise Krankmeldungen bei den Personalabteilungen – mal wieder hat die Grippewelle Deutschland fest im Griff. Keine neue Erkenntnis, denn alle Jahre wieder schnellen besonders in den Wochen nach dem Jahreswechsel die Zahlen der an Grippe Erkrankten in die Höhe – und damit die Zahlen der Blutspender in den Keller. Wie heftig der Grippewinter 2014/2015 unterm Strich ausfallen wird, lässt sich wie immer nicht voraussagen, aber so viel steht fest:  Ein Ende der Grippewelle ist noch nicht in Sicht. Im Gegenteil. Die aktuellen Daten der Arbeitsgruppe Influenza (AGI) des Robert-Koch-Instituts zeigen: Die Zahl der Fälle steigt immer noch an. 7256 Neuerkrankungen gab es in der vergangenen Kalenderwoche (8. Woche). In der Woche davor waren es 6251, in der sechsten Kalenderwoche sogar „nur“ 4563 Fälle von Influenza. Damit stieg die Zahl der Grippeerkrankten in Deutschland auf insgesamt  26.886. Auch der Blick auf den Praxisindex bestätigt diesen Trend. Demnach ist die Anzahl der Arztbesuche wegen Grippesymptomen in der achten Kalenderwoche sogar höher als der Vergleichswert aus dem Jahr 2012/2013. Der damalige Grippeausbruch wurde bislang von Experten als besonders stark bewertet. „Allerdings muss man einräumen, dass es schon mal sein kann, dass der Wert einer Woche so eine Spitze erreicht. Das muss noch nichts bedeuten“, sagt Susanne Glasmacher, Pressesprecherin des Robert-Koch-Instituts (RKI). Wie sich die Zahl der Arztbesuche oder die Grippeausbreitung weiter entwickeln könne dadurch nicht bestimmt werden.

Appell nicht nur an treue, sondern an neue Spender

Sehr genau bestimmt werden können aber die Zahlen der Blutspender, und die ist vor dem Hintergrund der Grippewelle deutlich rückläufig. Die Folge: Die Blutreserven für Kranke sind mancherorts am Limit, sagen Experten. Wenn die Spenderzahlen durch Grippewellen und andere Gründe weiter sinken, werde es eng. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) als weitaus größter Versorger registrierte im Februar bislang fast 20 Prozent weniger Blutspenden als in den vergangenen Jahren. Im Januar war es bereits ein Minus von 16,5 Prozent, sagte der Sprecher des DRK-Blutspendedienstes, Friedrich Düppe. Auch die Staatlich-kommunalen Blutspendedienste (StKB) als zweitgrößter Versorger und der private Blutspendedienst Haema sprachen von Engpässen. Die gebe es vor allem im Osten Deutschlands, in Rheinland-Pfalz, im Saarland und im südlichen Nordrhein-Westfalen, sagte Düppe. In Nordrhein-Westfalen zum Beispiel würden täglich 3800 Blutkonserven benötigt, auf Lager seien noch 4000. „Diese Engpässe sind saisonal bedingt, hängen aber auch mit der zu geringen Spendenbereitschaft der Menschen zusammen.“ Derzeit würden nur 2,5 bis 3 Prozent der Erwachsenen Blut spenden. „Für eine sichere Versorgung wären aber fünf bis sechs Prozent notwendig.“
Der medizinische Vorstand des Leipziger Unternehmens Haema, Knud-Peter Krause, rief zu Blutspenden auf. „Obwohl wir uns auf solche Zeiten einstellen, schwinden unsere Blutreserven in den Depots zunehmend.“ Zudem seien Blutpräparate nur begrenzt haltbar und könnten je nach Art der Konserve nur zwischen vier und 49 Tagen nach der Spende an Patienten weitergegeben werden.“ Um so wichtiger, gerade jetzt die Lücken jener an sich Spendenbereiten zu schließen, die aufgrund einer Grippeerkrankung erst einmal pausieren müssen, denn bei grippeähnlichen Symptomen darf erst eine Woche nach Beschwerdefreiheit wieder gespendet werden, nach Fieber und Antibiotikaeinnahme nach vier Wochen. Aber alle, die sich fit fühlen, mindestens 18 Jahre alt und als Neuspender nicht älter als 68 Jahre alt sind, sollten sich einen Ruck geben und den kleinen Pieks nicht scheuen, um Leben retten zu helfen.

Noch herrscht kein Mangel

„Wir haben in den vergangenen Wochen eine rückläufige Anzahl an Blutspenden verzeichnet, da Spenderinnen und Spender aufgrund von Infekten nicht zur Blutspende zugelassen werden konnten. Durch den Zukauf von Blutprodukten herrscht aber derzeit kein akuter Mangel an Blutkonserven im Klinikum Wolfsburg“, versichert Dr. Beate Rothe, zuständige Chefärztin im Krankenhaus. Gleichzeitig weist sie jedoch darauf hin, dass ständig Spender zwischen 18 und 68 Jahren gesucht werden. Diese können sich telefonisch melden unter 05361 80-1727. Auch der DRK-Blutspendendienst appelliert gerade jetzt als vorbeugende Maßnahme an erhöhte Spendenbereitschaft.