Hier schlägt bald Wolfsburg neues Herz
Um diese Bereiche geht es: In der roten Zone wird komplett neu gebaut, die blaue muss gesondert betrachtet werden, weil es dort viele unterschiedliche Immobilieneigentümer gibt. Foto: Markus Wurzer

Hier schlägt bald Wolfsburg neues Herz

Wolfsburg. Zwei bis drei Jahre Planung, fünf Jahre Bauzeit – in sieben Jahren soll Wolfsburg ein neues Stadtzentrum am Nordkopf haben. Am Mittwoch haben die Wolfsburg AG und der Investor Signa ihr gemeinsames Projekt „Quartier der Zukunft“ am Nordkopf präsentiert. In den Blick genommen wird ein riesiges Areal: Von der Oststraße im Westen bis zur Vorburg mit DOW im Osten soll das „neue Herz der Stadt“ entstehen, wie Signa-Vorstand Timo Herzberg sagt. Dabei geht es nicht nur darum, die bislang als Parkraum genutzten Flächen zu bebauen – ein Zustand, der aus Herzbergs Sicht „mit Verlaub, städtebaulich eine Katastrophe“ ist. Es sollen auch Gebäude an der Südseite der Heinrich-Nordhoff-Straße einbezogen werden, die nicht der Stadt oder VW gehören. Erste Gespräche mit Eigentümern wurden bereits geführt.

Was ist die Grundidee?
Die Stichworte für das neue Quartier lauten „vertikal“ und „gemischte Nutzung“. Durch ein Konglomerat von Wohnungen, Büro- und Gewerbeflächen, Freizeitangeboten und Gastronomie soll Wolfsburg einen urbanen Stadtkern bekommen, der die bereits vorhandenen Attraktionen intelligent verknüpft. „Ich zeige heute noch keine Riegel, was wir am Ende bauen, werden wir mit unseren Partnern gemeinsam entwickeln“, sagt Signa-Vorstand Herzberg. Klar sei indes, dass in die Höhe gebaut werden soll, um die innerstädtische Fläche optimal auszunutzen. Und es soll auch einen echten Brückenschlag auf die andere Kanalseite geben – VW hat sich bereit erklärt, einen Streifen entlang des Kanals für die öffentliche Nutzung freizugeben. Dort kann sich Herzberg ebenfalls Freizeitangebote oder Gastronomie vorstellen, was durch die Lage direkt am Wasser große Anziehungskraft haben könnte.

Wann ist das Quartier fertig?
Gemeinsam mit der Wolfsburg AG wird Signa jetzt ein Projektteam einsetzen, das von sofort an mit den Planungen beginnt. Zwei bis drei Jahre sind für diese Planungsphase veranschlagt, dann soll Baubeginn sein. Nach etwa fünf Jahren Bauzeit sollen die ersten Teile des Quartiers fertiggestellt sein. Wichtig ist der Stadt und auch dem Investor, dass die Wolfsburger selbst das Projekt lieb gewinnen und dahinterstehen. „Nur dann wird es auch für uns lukrativ, wir wollen auf keinen Fall etwas bauen, das in Wirklichkeit niemand haben will“, betont Herzberg.

Was wird aus den Parkplätzen?
Tausende Parkplätze an der Nordhoff-Straße könnten dem Quartier zum Opfer fallen – hauptsächlich genutzt von VW-Mitarbeitern. „Diese Flächen sind für uns von großer Bedeutung, weil sie unseren Mitarbeitern kurze Wege zur Arbeit garantieren“, sagte am Mittwoch VW-Personalvorstand Gunnar Kilian. Deshalb habe sich Volkswagen zum Verzicht auf diese Flächen auch nur unter der Bedingung bereit erklärt, dass es adäquaten Ersatz für die Parkplätze in gleicher Entfernung geben wird. Wie genau der aussehen und wo er entstehen soll, blieb zunächst offen. Ebenso anspruchsvoll wie eine Lösung für dieses Problem wird auch die Verkehrsführung im betroffenen Bereich. „Wir werden dafür einen neuen Masterplan aufstellen“, kündigt OB Mohrs an. Dazu gehöre durchaus auch, neue Mobilitätsformen wie selbstfahrende Busse und dergleichen in die Betrachtung einzubeziehen.

Wieso wird überhaupt gebaut?
Die Projektbeteiligten haben alle ein gemeinsames Interesse: die Stadt attraktiver zu machen. Für VW ist das extrem wichtig, um die Mitarbeiter anzulocken und in der Stadt zu halten, die für die Digitaloffensive und den Konzernumbau dringend gebraucht werden, erklärte Kilian. Wolfsburg selbst sieht in dieser Entwicklung einen enormen Gewinn für die Einwohner der Stadt, wie Oberbürgermeister Klaus Mohrs erklärte: „Die Einwohner werden davon enorm profitieren.“ Aus Sicht des Investors ist ein so großes innerstädtisches Areal eine enorme Chance für einen zukunftsträchtigen großen Wurf. „Hier kann man Stadt ganz neu denken“, sagt Vorstand Herzberg. Es gebe einen starken Trend, zurück in die Städte zu ziehen. Wenn Wolfsburg moderne Wohnformen, attraktive Freizeitmöglichkeiten und zudem die Potenz eines Arbeitgebers wie VW anbieten könne, stehe es im Wettbewerb der Städte künftig sehr gut da. Nicht zuletzt erhoffen sich alle Beteiligten vom neuen Zentrum auch positive Auswirkungen auf die umliegenden Bereiche wie etwa den südlicheren Teil der Porschestraße.