Machtprobe ist beendet: VW und Zulieferer legen Streit bei
Wolfsburg. VW und zwei wichtige Zulieferer haben ihre beispiellose Machtprobe beendet und arbeiten wieder zusammen. Europas größter Autobauer und die beiden Unternehmen der Prevent-Gruppe einigten sich am Dienstag in Wolfsburg auf ein Ende der tagelangen Hängepartie, die bei VW zu einem teilweisen Produktionsstopp und Kurzarbeit für Tausende Mitarbeiter geführt hatte.
Die beiden Zulieferfirmen würden die Belieferung von Volkswagen in Kürze wieder aufnehmen, sagte ein Volkswagen-Sprecher am Dienstag Vormittag. Auch die Zuliefererseite bestätigte die Einigung zwischen VW und der Eastern Horizon Group, zu der die Lieferanten Car Trim GmbH und die ES Automobilguss gehören.
Nach der Einigung rollten auf dem Betriebsgelände der ES Automobilguss GmbH im erzgebirgischen Schönheide wieder die Lastwagen. Gegen Mittag verließen die ersten Lkw von Volkswagen den Betrieb – beladen mit Paletten voller dringend benötigter Getriebeteile.
Seit Montagmittag hatten VW und die beiden Zulieferfirmen im Wolfsburger Hotel Ritz-Carlton rund 20 Stunden lang um eine Einigung im Lieferstreit gerungen. Für Volkswagen führte Ralf Brandstätter, Markenvorstand für Beschaffung, die Verhandlungen.
Am Ende stand eine Erklärung aus vier dürren Zeilen, darin auch der Satz: „Über die Inhalte der Einigung wurde Stillschweigen vereinbart.“ Nach Angaben von VW bereiten die betroffenen VW-Standorte die Wiederaufnahme der Produktion vor, das Thema Kurzarbeit dürfte sich somit rasch erledigen.
Bis zu der Einigung mit den Zulieferern hatte es noch am Dienstag so ausgesehen, dass die Produktion der betroffenen Getriebe für den Golf in Kassel ganz zum Erliegen kommt. Dieser Produktionsstopp drohe nun nicht mehr. Auch die VW-Komponentenwerke in Braunschweig und Salzgitter arbeiten wieder. In Wolfsburg soll die Produktion am Montag wieder normal laufen.
Wegen des Streits konnten laut VW 27.700 Mitarbeiter in mehreren Werken nicht so arbeiten wie geplant. VW-Aufsichtsrat und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil sagte, er freue sich für die Beschäftigten, die nun wieder an ihre Arbeitsplätze zurück könnten. „Sie sind in den letzten Tagen Opfer eines Konfliktes geworden, der ohne Not auf ihrem Rücken ausgetragen worden ist.“
Der SPD-Politiker kritisierte nochmals das Vorgehen der beiden Zulieferer. „Die Ereignisse der letzten Tage haben bei mir ein großes Unbehagen ausgelöst. Es handelt sich um eine Branche, in der zwischen den Herstellern und den Zulieferern mit harten Bandagen verhandelt wird. Aber dass einseitig ein-fach die Lieferung eingestellt wird, das bleibt inakzeptabel, ebenso wie der Umstand, dass einer Verfügung des Landgerichts Braunschweig nicht Fol-ge geleistet wurde“, sagte Weil.