Riesenandrang bei VW-Versammlung: Bernd Osterloh stellt Bedingungen
Wolfsburg. Der Andrang war wie erwartet enorm: Mehr als 20.000 Beschäftigte kamen am Mittwoch zur Betriebsversammlung von Volkswagen. Kein Wunder, standen doch Stellenabbau, Sparprogramm und Modernisierung des Konzerns auf der Agenda. VW-Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh heizte die Stimmung an. Er forderte für die Kernmarke VW Pkw eine Beschäftigungssicherung bis Ende 2028 an allen deutschen Standorten.
Die Türen der Halle 11 mussten ziemlich schnell aus Sicherheitsgründen verschlossen werden – weil sich mehr als genug Menschen eingefunden hatten. Die Übertragung der Versammlung per Leinwand auf der Mittelstraße hat sich einmal mehr gelohnt.
Bevor die Themen, die allen unter den Nägeln brannten, auf den Tisch kamen, fand eine Talkrunde mit Fußball-Nationaltrainer Jogi Löw und Teammanager Oliver Bierhoff statt. Die beiden hatten als Überraschungsgast Nationalspieler Kevin Trapp dabei.
Daniela Cavallo, stellvertretende Vorsitzende des Betriebsrates, führte erstmalig durch die Versammlung und betonte, dass man sich der ernsten Lage bei VW bewusst sei, aber der Besuch von Löw und Bierhoff schon seit vielen Wochen geplant war. Mittwoch Abend fand in Wolfsburg das Länderspiel Deutschland – Serbien in der VW-Arena statt und Volkswagen ist Mobilitätspartner des DFB.
Dann betrat endlich Bernd Osterloh das Rednerpult. Seine rund 40-minütige Rede wurde immer wieder durch Beifallsbekundungen unterbrochen. Er warf dem Management etliche Fehler vor, sprach von einem milliardenteuren WLTP-Desaster und gab sich kämpferisch: „Diese Belegschaft hat 2018 einmal mehr bewiesen, dass sie liefert, wenn es schwierig ist. Jetzt liefern endlich auch Sie!“ Er wies auf die Mobilisierungsfähigkeit der IG Metall hin – im Klartext: Streik und Demo sind nicht ausgeschlossen! Und die Belegschaft ist auch bereit dafür.
Nach Einschätzung von VW-Chef Herbert Diess – während seiner Rede hielten etliche Mitarbeiter Protest-Plakate in die Höhe, vereinzelt gab es Buh-Rufe – kostet vor allem die Digitalisierung Stellen. Mit moderner IT ließen sich viele Routinearbeiten und Prozesse automatisieren, sagte er am Mittwoch. „Klar ist: Dadurch werden auch in der Verwaltung Arbeitsplätze wegfallen.“ Dies werde etwa über Altersteilzeit sozialverträglich gelöst werden. Diess betonte, er stehe zur Beschäftigungssicherung bis 2025. Dennoch gebe es keine Alternative: „Wir müssen mit unseren Autos deutlich mehr Geld verdienen, um in die Zukunft investieren zu können.“
Gleichzeitig fehlten weiterhin Software-Spezialisten. Im Zuge des „Zukunftspakts“ und auch des neuen Sparprogramms sollen mehrere Tausend Arbeitsplätze in Bereichen wie der Softwareentwicklung neu entstehen.