„Rundengänger“: Nachbarn in der Wolfsburger Teichbreite wechseln sich bei ihren abendlichen Touren ab
Wolfsburg. In der Nordstadt stand sozusagen die Wiege aller Wolfsburger Rundengänger: Der ehemalige Ortsbürgermeister Frank-Helmut Zaddach (SPD) initiierte dort Mitte der 90er Jahre Aktionen zur Nachbarschaftshilfe. In der Teichbreite gehören zurzeit etwa 24 Aktive im Alter zwischen 40 und 80 Jahren dazu, die im Wechsel in den Abendstunden ihre Runden drehen. Nachbarschaftshilfe: Seit 1994 sind Rundengänger in der Teichbreite unterwegs. Ein Schild warnt Einbrecher vor den wachsamen Augen der Bürger.
Ziel ist, Einbrecher abzuschrecken. Allein durch Präsenz. Es geht darum, zu sehen und vor allem gesehen zu werden. Eine Bürgerwehr im militärischen Sinne wollen diese Menschen keinesfalls sein.
In den Spitzenzeiten machten rund 70 Aktive mit. Zurzeit läuft gerade eine Werbeaktion. Ein Generationenwechsel steht an. Mitbegründer Karl-Wilhelm Hotze und Klaus Lampas (beide 79) können noch aus den ersten Jahren berichten. „Wir haben bei Geschäftsleuten Geld gesammelt, um ein Handy zu kaufen. Das wurde dann von einem Team zum anderen weitergereicht“, erzählt Karl-Wilhelm Hotze. Das Handy sicherte die wichtigste Grundlage: den Kontakt zur Polizei. Selbst einzugreifen, das kommt für die Rundengänger nämlich nicht in Frage.
„In all den Jahren ist niemandem etwas passiert“, betonen Lampas und Hotze. Stolz berichten beide, dass ihnen die Polizei bei jährlichen Bilanz-Treffen immer wieder versichert hätte, die Teichbreite sei mittlerweile „das ruhigste Viertel“ in Wolfsburg. Erfahrene Kräfte: Klaus Lampas (l.) und Karl-Wilhelm Hotze drehen schon seit zwei Jahrzehnten ihre Runden in der Teichbreite.
Zurzeit gibt es zwei Frauen in der Runde: Erika Naujokat (53) und Doris Scherm (49). Sie gehören wie Sprecher Göran Schreib (55) schon zur zweiten Generation und haben die Wetterjacken, Schirmmützen und Polo-Shirts, die verschiedene Geschäftsleute gesponsert hatten, von bereits ausgeschiedenen Mitgliedern geerbt. Private Taschenlampen und Handys gehören außerdem zur Ausstattung. „Man kennt uns hier, oft werden wir sogar von den jungen Leuten gegrüßt, für die es nicht selbstverständlich ist, ,Guten Tag’ zu sagen“, berichtet Klaus Lampas. Wann wer wo seine Runden dreht, das weiß allerdings nur die Polizei genau, nicht einmal untereinander werden diese Infos ausgetauscht. Dass man immer mit den Rundengängern rechnen muss, ist ein Geheimnis ihres Erfolgs.