Viel weniger Flüchtlinge: Wolfsburg kippt drei Neubau-Projekte
Wolfsburg. So einen Schritt hätte man vor wenigen Wochen schlichtweg für nicht möglich gehalten. Weil die erwartete Zahl der Flüchtlinge, die dieses Jahr nach Wolfsburg kommen, drastisch nach unten reduziert wird, zieht die Stadt drei geplante Neubau-Projekte zurück. Das entschied gestern Abend der Verwaltungsausschuss (VA) einhellig vor der heutigen Ratssitzung (16 Uhr, Ratssitzungssaal).
Seit vielen Wochen herrscht in der Stadt hektisches Treiben, um die erwartete Zahl von 3000 bis sogar 5000 Flüchtlingen unterzubringen. Doch jetzt ebbt der Zustrom deutlich ab. „1000 Menschen werden wir dieses Jahr wohl noch bekommen“, so Oberbürgermeister Klaus Mohrs (SPD). Sicher könne man sich bei dem Thema aber nie sein.
Trotzdem: Die überraschende Entwicklung nimmt Druck vom Kessel. Alle Fraktionen im VA entschieden, die Vorlage für den geplanten Bau von einfachen Geschosswohnungen für Flüchtlinge in Wendschott (nahe Mitjätgensanger), Mörse (Große Kley) und Nordstadt (Hubertusstraße) zurückzuziehen. Geplant waren jeweils bis zu 50 Wohneinheiten.
Stattdessen will die Stadt für die drei Bereiche Bebauungspläne aufstellen, die zwar Zeit kosten, dafür aber die Bürger direkt mit einbeziehen. Mohrs: „Den Zeitverlust von ungefähr einem Jahr können wir verkraften und verantworten.“ Ziel aller Fraktionen sei es, mehr sozialen Wohnungsbau zu schaffen. Nach Ostern solle der VA auch alle anderen angedachten Projekte für Flüchtlingsunterkünfte unter die Lupe nehmen und entscheiden, was nötig ist. Erst dann solle auch die Entscheidung über eine Halle für 400 Menschen in Ehmen fallen.
Gleichwohl wolle die Stadt vorbereitet sein, falls die Zahl der Flüchtlinge wieder steige. „Es gibt vorbereitende Maßnahmen“, sagte Stadtbaurätin Monika Thomas. Dazu gehöre etwa ein neuer Weg für einen weiteren potenziellen Standort in Ehmen – wenn dieser vielleicht auch nie zum Tragen kommt.
Alle Fraktionen tragen die neue Vorgehensweise mit. Hans-Georg Bachmann (SPD) hofft jetzt auf die Chance, „sozialen Wohnungsbau für alle zu realisieren“. Die CDU hatte noch gestern Morgen einen ähnlichen Weg per Pressemitteilung vorgeschlagen, Angelika Jahns: „Wir sind dankbar, dass die anderen Fraktionen das auch so gesehen haben.“ Bärbel Weist (PUG) freut sich, wenn an den drei Standorten „sozialer Wohnungsbau stattfindet“, wo Flüchtlinge und Wolfsburger gleichermaßen wohnen. Sieghard Wilhelm (Grüne) begrüßt es, dass die Bevölkerung über die Aufstellung von Bebauungsplänen Mitspracherecht an der Planung hat. Piroska Evenburg (Piraten) hofft nun, dass die Stadt auch Investoren findt, die die Pläne zum sozialen Wohnungsbau entsprechend umsetzen.