VW: Bänder-Stopp wegen neuer Abgastests
Betriebsversammlung im Werk Wolfsburg: Nach den Werksferien wird es Schließtage in der Produktion geben.Foto: Betriebsrat

VW: Bänder-Stopp wegen neuer Abgastests

Wolfsburg. Der Autobauer Volkswagen stoppt wegen neuer Abgastestverfahren die Produktion in seinem Stammwerk Wolfsburg tageweise. „Wir müssen im dritten Quartal mit Ausfällen in der Produktion rechnen“, sagte Vorstandschef Herbert Diess am Mittwoch auf einer Betriebsversammlung in Wolfsburg. Die Umstellung auf den neuen Abgastestzyklus WLTP sei ein „Kraftakt“. Im Werk von Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) in Hannover sind nach wie vor keine Produktionsunterbrechungen geplant, wie ein VWN-Sprecher erklärte.
Von September an dürfen Hersteller nur noch Modelle verkaufen, die nach dem neuen Verfahren getestet und zugelassen wurden. Den Autobauern sowie Dienstleistern wie dem TÜV fehlen aber ausreichend Prüfstände. Deswegen müssen Hersteller die Auslieferung einzelner Varianten unterbrechen, bis die Tests abgeschlossen sind.
Bei VW wirkt sich das auch auf die Produktion aus. Die Wolfsburger haben besonders viele Modellvarianten und müssen deshalb auch mehr Messungen durchführen. „Die Auslieferungen erfolgen nach und nach, sobald die erforderlichen Zulassungen vorliegen“, sagte Diess. Dennoch werde man viele Fahrzeuge zwischenzeitig lagern müssen. Damit diese Zahl nicht zu groß wird, plane man in Wolfsburg zwischen Anfang August und Ende September „Schließtage“ ein.
Um wie viele Tage es geht, ist unklar. VW teilte lediglich mit, dass man über die Verteilung zunächst mit dem Betriebsrat sprechen werde.
Betriebsratschef Bernd Osterloh warf der VW-Führung Versäumnisse bei der Planung vor. Die Beschäftigten in der Produktion könnten nichts dafür, „wenn dieses Unternehmen über Jahre zu wenig Abgasprüfstände gebaut hat und darum plötzlich mit dem Messen nicht nachkommt“, sagte er.
Der Betriebsrat werde nicht zulassen, „dass diese Situation am Ende des Tages allein von der Belegschaft getragen wird“. Entfallende Schichten werden in der Regel von den Arbeitszeitkonten der Mitarbeiter abgezogen.
Diess betonte hingegen die Komplexität des neuen Abgastests und die knappe Einführungsfrist. Der Prüfaufwand sei drei- bis viermal so hoch wie bisher. „Wir müssen allein bei der Marke Volkswagen innerhalb kürzester Zeit über 200 Modellvarianten neu prüfen und zulassen“, sagte er.
Der neue Abgastest WLTP soll den Abgasausstoß von Kohlendioxid und Stickoxiden realistischer messen als das bisherige Verfahren. Dadurch steigen auch die Anforderungen an die Abgasreinigung.
Die meisten Benziner benötigen künftig einen Partikelfilter, der bei Dieseln schon lange Standard ist. BMW und Porsche bieten deshalb zurzeit nur ein eingeschränktes Modellangebot.
Bei Porsche können Kunden außerdem aktuell kein Modell nach eigenen Wünschen im Internet konfigurieren.