Wolfsburg: Bescheidende Noten beim Fahrradklimatest
Wolfsburg. Das Fahrradklima in Niedersachsen, also die Zufriedenheit von Radfahrern, hat sich auch in diesem Jahr nach einer Umfrage des ADFC keinesfalls verbessert. Die Durchschnittsnote von 3,7 im Jahr 2016 rutschte mit der Umfrage 2018 auf 3,8. Die Trends die sich für die einzelnen Kriterien ergeben, setzten sich leider fort. Damit bleibe fraglich, ob die erhoffte Verkehrswende erreicht werden kann, bilanziert der ADFC.
Gefragt wurden die Teilnehmer beispielsweise, ob Radfahren in ihrer Stadt für sie Spaß oder Stress bedeutet. Außerdem, ob die Radwege von Falschparkern frei gehalten werden und ob sich das Radeln auch für Familien mit Kindern sicher anfühlt. „Wir reden hier über die Schulnote ausreichend. Für ein politisch gewolltes Fahrradland Niedersachsen Nr. 1, kann dies keine zufriedenstellende Note sein. Das ist gerade mal bestanden,“ so der neue Landesvorsitzende des ADFC Niedersachsen Dr. Holger Kloth.
„Wer Fahrradland Nr. 1 sein will, der muss eindeutig mehr tun. Zwar gab es in der Vergangenheit durchaus vermehrt Anstrengungen, die Situation zu verbessern, doch die Noten sprechen eine eindeutige Sprache“, so Kloth weiter. „Gute, breite Radwege, durchgängige Netze, Radschnellwege für Pendler und viel mehr komfortable Fahrradparkhäuser sind nur einige Beispiele. Schließlich hilft mehr Radverkehr allen: Menschen, Städten und dem Klima“, fordert Kloth.
Bessere Noten erhalten die Niedersächsischen Städte, wie schon beim letzten Mal, für die Erreichbarkeit des Stadtzentrums (2,5), zügiges Radfahren und geöffnete Einbahnstraßen in Gegenrichtung (2,8) sowie für das Rad als Verkehrsmittel aller Bevölkerungsschichten (2,9). Falschparker und Baustellenumleitung wurden in Niedersachsen mit 4,6 und 4,5 am schlechtesten bewertet, gefolgt von der Breite der Radwege (4,4) dem Stellenwert des Radverkehrs und dem Komfort beim Radfahren (4,2).
Die Note für die Stadt Wolfsburg fiel mit 3,9 sogar noch geringer aus als der Landesdurchschnitt. Insgesamt hat Wolfsburg damit in der Kategorie von Städten mit 100.000 bis 200.000 Einwohnern damit den elften von 41 Plätzen. Mangelndes Sicherheitsgefühl, schlechte Radwege und hinderliche Ampelschaltungen – Wolfsburgs Radfahrer hatten an der Stadt einiges auszusetzen. Besonders treibe die Wolfsburger das Thema Sicherheit um. „Viele Radfahrer fühlen sich in Wolfsburg nicht sicher –vor allem das Verhalten der Autofahrer wird häufig als aggressiv empfunden“, sagt Karin Klaus-Witten, Vorsitzende des ADFC Wolfsburg. Beispielsweise seien die Radwege an vielen Stellen noch zu schmal. „Da muss die Stadt noch etwas drauflegen, aber wir sind da in guten Gesprächen und zuversichtlich, dass wir da noch was bewegen können.“
Es sei allerdings keineswegs alles schlecht. „Es gibt sicherlich schlimmere Städte“, sagt Klaus-Witten. Die Anbindung und Erreichbarkeit der Innenstadt sei durchaus gut. „Da hat sich in den letzten Jahren einiges getan“, sagt Klaus-Witten. Und meint damit vor allem die umstrittene Ost-West-Achse, mit der Radfahrer nun flüssiger durch die Stadt kommen. Aber auch hier könne, genau wie bei der Qualität einiger Radwege, noch etwas draufgepackt werden. „Schließlich bedeudet Kimaschutz Fahrradförderung“, so die ADFC-Vorsitzende.
Die Stadt hat genau das vor. „Das gerade in der Entwicklung befindliche Haupt- und Nebenradroutennetz definiert Qualitätskriterien wie Breiten, Oberflächenbeschaffenheit, Beleuchtung, die auf den Radrouten zur Anwendung kommen sollen. Damit werden systematisch die Anforderungen der Radfahrenden an Sicherheit, Komfort und Schnelligkeit des Radwegenetzes berücksichtigt“, erläutert Stadtsprecherin Monia Meier.
Projekte wie die Ost-West-Achse oder die jüngsten Radwegelückenschlüsse wie an der L 290 (Almke-Hehlingen), an der K 114 (Ilkerbruch bis Weyhäuser Weg) und in Sandkamp (Stellfelder Straße bis Oststraße) trügen dazu bei, das Radfahren in Wolfsburg attraktiver zu gestalten, sagt sie. Diesen Weg will man in der Stadt weitergehen. Etwa mit dem Bau einer neuen, komfortableren Fußgänger- und Radfahrerbrücke zwischen Detmerode und Westhagen.
„Neben dem Schließen von Radweglücken erfolgt ebenfalls eine Aufwertung vorhandener Radwege: So wurde entlang der Nordsteimker Straße bereits ein Teil des straßenbegleitenden Radweges auf vier Meter Breite ausgeweitet. Dieser Ansatz wird auch im weiteren Verlauf der Nordsteimker Straße fortgesetzt werden. Außerdem erfolgt im östlichen Kästorf eine grundsätzliche Umstrukturierung des Straßenraums, die die Einrichtung von Schutzstreifen entlang der Straße Breiter Föhrd und Zu dem Balken vorsieht“, erläutert Meier künftige Vorhaben.