Wolfsburg: Geschäft bat stillende Mutter hinaus
Wolfsburg. Dass Mütter in der Öffentlichkeit Babys stillen, ist heute keine große Sache mehr – dachte Grazia Di Prima. Als sie ihre Tochter in einem Geschäft in der City-Galerie an die Brust legen wollte, wurde sie aber hinaus gebeten. Di Prima ist empört, der Chef des Ladens ist sich keiner Schuld bewusst.
Beide beurteilen die Situation unterschiedlich. „Es war fast kein Mensch im Geschäft“, sagt Di Prima, die sich auf einer Bank in dem Laden niederlassen wollte, um ihre Tochter zu stillen. Sie habe einer Verkäuferin Bescheid gegeben – doch die habe sie aufgefordert, den Laden zu verlassen. Als sie sich beim Chef beschwerte, sei sie „regelrecht rausgeworfen“ worden. „Das ist mir noch nie passiert, sonst war man überall sehr hilfsbereit. Manchmal wurde mir sogar angeboten, ein Büro zu nutzen“, sagt Di Prima.
„Wir wollten der Frau nichts Böses. Wir wollten nur nicht, dass ihr eine Gruppe 15-jähri-ger Jungs auf die Brüste guckt“, beschreibt der Geschäftsführer. Er habe auf den Wickelraum im Sanitärbereich der City-Galerie verwiesen – andere Frauen mit Babys seien dafür immer dankbar gewesen. „Ich habe nicht verstanden, warum sie das unbedingt bei uns machen wollte“, sagt er weiter.
Ansonsten stellen stillende Mütter in der Wolfsburger Öffentlichkeit scheinbar kein Problem dar. Speziell in Cafés gehö-ren sie einfach dazu. „Von älte-ren Menschen gibt es manch-mal komische Blicke, aber es hat sich noch nie jemand beschwert“, sagt Petronella Cadera von der gleichnamigen Bäckerei mit Café. Und wenn doch? „Da müssen die durch.“ Und Melanie Markowski von der Bar Celona erzählt: „Sogar Musliminnen ziehen sich bei uns in eine stille Ecke zurück. Diskret sind alle – da zieht niemand einfach blank.“