Wolfsburg: Hilfe zur eigenen Trauerbewältigung
Nicole Schröder
Wolfsburg. „Das Leben geht weiter“ – einer der Sätze, die Menschen, die einen geliebten Angehörigen verloren haben, oft hören. Manchmal beschämt dahingemurmelt, manchmal mitleidig ausgesprochen und manchmal auch aufbauend. Das Leben geht weiter, aber bis sich wieder eine Art von Normalität bei den Hinterbliebenen einstellt, können Jahre vergehen. Niemand, der solch einen Verlust nicht am eigenen Leib erfahren hat, kann sich vorstellen, wie es im Inneren der Betroffenen aussieht.
Unfälle, Krankheit oder Suizid – das Leben der Angehörigen eines Verstorbenen verändert sich schlagartig. Es ist der Augenblick, der das Leben für viele in ein Davor und ein Danach teilt. Dort, wo immer ein zweiter Rat war, wo man das tägliche Leben und Überleben auf zwei Schultern verteilen konnte, ist jetzt nur noch einer alleine da. Wie soll man den Alltag nun meistern? Neben dem seelischen Leid sind es auch ganz banale Dinge, die nun plötzlich schwerfallen. Dort, wo früher die Familie, Nachbarn oder die Dorfgemeinschaft den Trauernden gestützt hatte, ist Trauer heute eine individuelle Angelegenheit geworden. Der Tod ist im Alltag nicht mehr präsent und die Hinterbliebenen sollen möglichst schnell wieder funktionieren – vielen Menschen ist Trauer sogar unheimlich oder gar peinlich.
Doch Trauernde brauchen Trost und andere Menschen, die verstehen, was sie gerade durchmachen. Das sieht auch Gundula Marek so. Sie hat nach mehreren Verlusten eine Trauergruppe im KISS Wolfsburg gegründet. „Als ich meinen Lebenspartner und meine Mutter im Abstand weniger Jahre verloren hatte, bin ich in ein tiefes Loch gefallen. Ich musste irgendetwas für mich tun, um da wieder herauszukommen, und nachdem ich in Einzelgsprächen etwas Trost finden konnte, habe ich eine Gruppe gesucht, die für mich als Berufstätige wahrnehmbare Zeiten bietet. Leider gab es in Wolfsburg kein solches Angebot und deshalb habe ich beschlossen, selber eine Trauergruppe zu gründen.“
Wer neu dazu kommt, redet erstmal über den Verlust. „Aber es werden nach und nach auch andere Themen ansprochen,“ so die Initiatorin. „Bei uns wird viel geweint, aber auch viel gelacht. Ziel der Treffen ist es, das Leben wieder lebenswert zu gestalten. Die Trauer wird ein Leben lang bleiben, aber wir wollen einen Weg für uns finden, damit umzugehen, dabei ist jeder Teilnehmer aufgerufen, die Gruppengemeinschaft mitzugestalten.“ Gundula Marek wünscht sich einen festen Teilnehmerstamm, der auch gerne gemeinsame Unternehmungen wahrnimmt.
Eingeladen zu den kostenfreien Treffen sind alle Menschen, die einen geliebten Menschen verloren haben sowie Angehörige und Freunde.
❱❱ Die Trauergruppe trifft sich immer jeden 1. und 3. Freitag im Monat um 18 Uhr im KISS, Saarstraße 10a.