Wolfsburg: Ohne Wohnung, aber nicht ohne Hilfe
Im Wohnheim in der Borsigstraße sind aktuell 138 Menschen untergebracht. Archiv

Wolfsburg: Ohne Wohnung, aber nicht ohne Hilfe

Wolfsburg. Sie übernachten irgendwo im Freien – mitten unter uns und dennoch kaum sichtbar. Auch in Wolfsburg gibt es Obdachlose. Wie viele es genau sind, kann die Stadt nicht sagen. Die betreibt das Wohnheim an der Borsigstraße, in dem aktuell 138 Menschen ein Dach über dem Kopf gefunden haben.
„Niemand legt bei uns einen Seelenstriptease ab, aber so ziemlich jeder Besucher hatte schon mit Wohnungslosigkeit zu tun“, sagt Jasmin Hinze. Die 33-Jährige leitet den Tagestreff Carpe Diem der diakonischen Gesellschaft Wohnen und Beraten an der Poststraße. Dort gibt es wochentags ein warmes Mittagessen, Wasch- und Duschmöglichkeiten sowie eine kleine Kleiderkammer. „300 Menschen kamen im vergangenen Jahr regelmäßig zu uns“, berichtet Hinze.
Aus ihrer Sicht gibt es in Wolfsburg zu wenig bezahlbaren Wohnraum. Die Folge: verdeckte Wohnungslosigkeit. So weiß sie von Menschen, die regelmäßig bei wechselnden Bekannten übernachten.
Tanja Weiler, Schatzmeisterin beim DRK-Ortsverein Wolfsburg-Mitte, wünscht sich, dass gerade Obdachlose die Kleiderkammer am Walter-Flex-Weg 12 aufsuchten. „Viele wissen offenbar gar nicht, dass es uns gibt“, vermutet sie. Damit sich das ändert, waren Mitte Dezember Frauen und Männer aus dem Wohnheim Borsigstraße zu Gast, um sich mit warmer Kleidung auszustatten. Hintergrund: Ursprünglich hingen am „Warmnachtsbaum“ in der Innenstadt Tüten mit Handschuhen, Mützen, Schals und warmen Socken. Da auch Passanten rücksichtslos zugriffen, brachen die Ehrenamtlichen aus der DRK-Kleiderkammer die Aktion kurzerhand ab (hallo berichtete). „Darüber sind wir sehr verärgert und traurig“, sagt Tanja Weiler. Kaum Berührungspunkte mit Obdachlosen hat dagegen die Wolfsburger Tafel an der Kleiststraße. „Vielleicht kommen zehn im Jahr“, weiß Mitarbeiterin Sabine Ricke.