Wolfsburger Tierheim wird zur Hunde-Kita
Wolfsburg. Auf einen Schlag musste das Tierheim in Sülfeld am Sonntagabend Platz für 16 Welpen freischlagen: Sie wurden vom Zollamt Braunschweig bei der Kontrolle eines Lieferwagens aus Polen auf der A2 bei Helmstedt beschlagnahmt. „Es war für uns der zweite Fall dieser Art in wenigen Wochen“, sagte Dr. Jürgen Thoms, Leiter des Veterinäramts Helmstedt.
Die Stadt Wolfsburg leistete diesmal Amtshilfe bei der Unterbringung der Hunde. Laut Dr. Thoms sind die Tiere höchstens sechs bis acht Wochen alt, waren stark verwurmt und nicht geimpft – aber trotz der äußeren Umstände „halbwegs gesund“. Wahrscheinlich stammen sie aus mehreren Würfen.
Die beiden Männer, die mit dem Transporter vermutlich unterwegs ins Ruhrgebiet waren, hatten die Welpen ohne Muttertiere und ohne sichtbares Futter oder Wasser auf Stroh hinter einer Trennwand transportiert. „Wie lange sie so schon unterwegs waren, war nicht herauszukriegen“, sagt der Tierarzt.
Die Zoll-Kontrolleure waren auf der Suche nach Zigarettenschmugglern und wurden misstrauisch, als die Osteuropäer angaben, sie hätten „gar nichts“ geladen. Die Hunde waren zwar zollfrei, die trotzdem vorgeschriebenen Papiere konnten die Männer aber nicht vorweisen. Andreas Löhde, Sprecher des Hauptzollamts, erläutert: „Ohne Impfungen sind nicht nur die Tiere selbst in Gefahr, sondern sie stellen auch eine Gefahr für die Allgemeinheit dar – zum Beispiel wegen Tollwut.“ Die Impfpflicht gelte EU-weit, deshalb hätten die Männer auch mit rechtlichen Konsequenzen zu rechnen.Dr. Thoms geht allerdings nicht davon aus, dass die Polen die Tiere zurückfordern. „Die werden neue produzieren, so lange sie Abnehmer in Deutschland, Holland oder Belgien finden“, sagt er. „Einen Markt gibt es auf jedem Autobahnparkplatz, weil wir alle zu Schnäppchenjägern erzogen wurden…“
Die Welpen werden im Tierheim geimpft, entwurmt und aufgepäppelt, bis das Verfahren abgeschlossen ist. Die Mitarbeiter der Wolfsburger Beschäftigungs-GmbH im Tierheim in Sülfeld versuchen jetzt, mit Hilfe von Kuscheldecken und Stofftieren eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen. Natürlich ist auch Kita-Teddy Wolle Wolfsburg dabei.
Die Anteilnahme ist riesig: Vor Anfragen zum Gesundheitszustand der 16 Hundewelpen kann sich die Stadt Wolfsburg zurzeit kaum retten. Erst einmal jedoch sollen die Tiere zur Ruhe kommen – und sie müssen noch in Quarantäne bleiben.
„Die Situation ist nicht leicht. Die Tiere brauchen ihren geschützten Raum“, wirbt Stadtsprecherin Elke Wichmann um Verständnis dafür, dass weder Medienvertreter noch Besucher zurzeit Zugang zu ihrem neuen Zuhause im Tierheim Sülfeld haben. Und bevor die Hundewelpen vermittelt werden können, müssen sowohl die gesundheitliche als auch die rechtliche Situation geklärt sein.