2016 weit mehr als 3000 Asylbewerber in Wolfsburg erwartet
Wolfsburg. Diesen Satz musste der Strategieausschuss am Dienstag im Rathaus erst einmal sacken lassen. „Wolfsburg werden ab Januar 65 Flüchtlinge pro Woche auf Dauer zugewiesen“, sagte Oberbürgermeister Klaus Mohrs (SPD). Für diese „weit über 3000 Menschen in einem Jahr“ müsse die Stadt den Wohnungsbau viel intensiver vorantreiben als bislang angenommen.
Die Zahl von 65 Asylbewerbern pro Woche, die dauerhaft in Wolfsburg bleiben, sei der Stadt vom Land Niedersachsen zwar mitgeteilt worden. Mit Blick auf die aktuelle Flüchtlingslage in der Welt sagte Mohrs aber: „Vielleicht müssen wir uns auch mit 100 Menschen pro Woche beschäftigen.“ Das wären dann bis zu 5000 Menschen, die allein im Jahr 2016 nach Wolfsburg kommen und hier bleiben wollen.
1800 Asylbewerber leben bereits in der Stadt, die Dienstag genannten Zahlen kommen oben drauf. Zudem befinden sich ständig rund 300 Flüchtlinge zur Registrierung vorübergehend in Wolfsburg. Daher betonte der Oberbürgermeister vor den Politikern des Strategieausschusses: „Wir müssen uns noch viel intensiver mit dem Wohnungsbau beschäftigen.“ Die bisher vom Rat vereinbarte Quote von 25 Prozent sozialen Wohnungsbaus bei städtischen Projekten sei wohl zu gering.
Auch Container müssten als Lösungen her. Mohrs: „Wir schauen bundesweit nach allen Möglichkeiten.“ Und: „Wir suchen nach Grundstücken, wo wir bauen können.“ Vorbild sei das neue Flüchtlingsheim „Rohwiesen“ an der Dieselstraße, das später ein normales Mehrfamilienhaus werden könne. Es solle aber nicht der Eindruck von „kopflosen Entscheidungen“ entstehen.
Politiker: Schnell neue Wohnungen bauen
Wolfsburg. Die Stadt erwartet allein im nächsten Jahr 3000 bis 5000 zusätzliche Flüchtlinge. Der Strategieausschuss war sich einig: Selbst die Wohnbauoffensive (6000 Wohnungen bis 2020) reicht nicht aus, um all diese Menschen unterzubringen.„Wenn wir in dieser Geschwindigkeit weitermachen, werden wir vor der Situation kapitulieren müssen“, mahnte Ingolf Viereck (SPD). Zumal Wohnungen und keine provisorischen Unterkünfte gefordert seien, so Ralf Krüger (SPD): „Wir reden über mindestens 3000 zusätzliche Einwohner. Einwohner, nicht Durchreisende!“ Man müsse noch im Dezember erste Lösungsansätze bekannt geben.Olaf Niehus (Grüne) betonte: „Die Wohnungen, die wir bis 2020 bauen wollen, werden nicht ausreichen.“ Er sorgte sich, dass Investoren in Zeiten der VW-Affäre vielleicht kein Geld in Wolfsburg ausgeben wollen. Oberbürgermeister Klaus Mohrs beruhigte: „Es gibt nach wie vor ein großes Interesse, in Wolfsburg zu investieren.“Svante Evenburg (Piraten) will die Neuland als städtische Tochter „in die Pflicht nehmen, für Wohnraum zu sorgen“. Der politisch besetzte Aufsichtsrat könne entsprechende Schritte in die Wege leiten. Bei aller Not, schnell Wohnungen zu bauen, mahnte Joachim Sievers (CDU): „Wir dürfen bei alledem nicht vergessen, die Bürger mitzunehmen.“ Es gebe Ängste, die man ernst nehmen müsse. Mohrs bestätigte, die soziale Integration der Neuankömmlinge sei ein wichtiger Punkt.Übrigens: Die Neuland will die maroden Hochhäuser Don Camillo und Peppone in Detmerode sanieren. Mohrs am Mittwoch: „Ich kann mir nicht vorstellen, in der jetzigen Situation noch Wohnraum wegzunehmen.“