Böller in VW-Arena gezündet: 96-Fan vorerst taub
Wolfsburg. Zwischenfall beim Bundesligaspiel des VfL gegen Hannover 96 am Samstag vor einer Woche: Ein Fan aus Hannover (27) zündete einen Böller und verletzte damit einen anderen Gästefan (39) schwer. Dem gelernten Fliesenleger riss das Trommelfell, er wird vermutlich auf einem Ohr taub bleiben, auf dem anderen hoffen die Ärzte auf eine 30-prozentige Hörkraft.
Auf den Täter wartet nun ein Strafverfahren. Der VfL hat zwischenzeitlich ein bundesweites Stadionverbot ausgesprochen. Der 27-jährige Täter aus Langenhagen hatte es mit zwei Freunden geschafft, die Pyrotechnik ins Stadion zu schmuggeln. Einem 39 Jahre alten Mann aus Hannover, der in der Nähe stand, platzte das Trommelfell. Er soll sogar mehrere Meter zur Seite geschleudert worden sein. Der Schwerverletzte wurde im Sanitätsraum der VW-Arena von einem Notarzt und Helfern versorgt. Kurz vor Ende des Spiels wurde der 39-Jährige mit einem Rettungswagen ins Klinikum gebracht, wo er zur medizinischen Abklärung kurzfristig in eine Art Vollnarkose versetzt wurde.
„Es handelte sich wohl um einen dieser gefährlichen Polen-Böller“, so Polizei-Chef Hans-Ulrich Podehl, der den Einsatz leitete. „Wir ermitteln wegen schwerer Körperverletzung und Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz“, ergänzte zudem Polizeisprecher Sven-Marco Claus.
Dank der Video-Überwachung konnte die Polizei den 27-Jährigen als Täter identifizieren. Er soll gemeinsam mit zwei anderen den Böller neben dem Opfer abgelegt und sich die Ohren zugehalten haben. Sicher scheint, dass der Kracher nicht selbst gebaut wurde.
Nach den zwei Komplizen wird noch mit Videoaufzeichnungen gefahndet. Neben dem Strafverfahren kommt auf den Täter noch jede Menge Ärger zu. Ihm drohen ein bundesweites Stadionverbot sowie 3000 Euro Vertragsstrafe durch den VfL. „Und falls der DFB eine Geldstrafe gegen uns verhängt, wird diese auch an den Täter weitergegeben“, sagt VfL-Geschäftsführer Thomas Röttgermann.
Martin Kind, Präsident von Hannover 96, äußerte sich zu dem Vorfall: „Dieses Ereignis müsste auch dem Letzten klarmachen, dass Böller im Stadion sehr gefährlich sind.“ Trotz aller Kontrollen schaffen es Randalierer immer wieder, Pyrotechnik und Böller in Stadien einzuschleusen. „Bisweilen wird das im Genitalbereich versteckt, wo Abtasten schwierig ist“, weiß Polizeisprecher Claus.
Die Wolfsburger Ordnungshüter gehen übrigens davon aus, „dass es aufgrund der Heftigkeit der Detonation weitere Opfer gibt“. Zeugen sollten sich mit der Polizei unter Telefon (05361) 46460 in Verbindung setzen.