Die eigenen Online-Aktivitäten kritisch hinterfragen
Exzessive Online-Nutzung kann durchaus zur Gefahr werden und in Suchtverhalten enden.

Die eigenen Online-Aktivitäten kritisch hinterfragen

Von Jörn Graue
Wolfsburg. Es ist die ständige Verfügbarkeit von Online-Angeboten, die verführbar macht. Längst nehmen internetfähige Computer und Smartphones auch im Alltag von Kindern und Jugendlichen einen immer größeren Raum ein. Wichtig seien klare Regelungen für den Umgang mit den neuen Medien, sagt Annette Haring von der Wolfsburger Fachstelle für Suchtprävention im exklusiven Gespräch mit hallo Wolfsburg.
Die Diplom-Sozialpädagogin bietet Betroffenen und Angehörigen dann Hilfe an, wenn es Auffälligkeiten bei der Online-Nutzung gibt. Spätestens wenn es vorwiegend jüngere Menschen immer häufiger und länger in virtuelle Welten zieht, schulische Leistungen plötzlich nachlassen und soziale Kontakte weniger gepflegt werden, gilt es, das eigene Verhalten kritisch zu hinterfragen. „Medienkompetenz wird sowohl für Kinder als auch Erwachsene immer wichtiger“, betont Annette Haring. Sinnvoll sei es gerade für Eltern, gemeinsam mit Sohn oder Tochter verbindliche Zeiten am Computerbildschirm festzulegen. Mit zunehmendem Alter sollten Heranwachsende schrittweise auch Selbstverantwortung für den zeitlichen Umfang ihrer Aktivitäten im Internet übernehmen. Dennoch empfiehlt Haring Eltern, stetiges Interesse am Online-Verhalten ihrer Kinder zu zeigen, um so annähernd einen Überblick über deren Nutzungsgewohnheiten zu haben. Ein letztlich zu intensiver Umgang mit dem Medium Internet könne übrigens auch Erwachsene betreffen, stellt die Mitarbeiterin der Fachstelle für Suchtprävention klar.
Den Ergebnissen einer Studie des Bundesministeriums für Gesundheit aus dem Jahr 2011 zufolge gibt es bei 2,4 Prozent der 14- bis 24-Jährigen Anzeichen einer Abhängigkeit.   Gefahrenpotenzial für eine besonders intensive Nutzung bieten laut Haring insbesondere Rollenspiele im Internet. Diese sind darauf angelegt, die Teilnehmer immer stärker in die virtuellen Welten hineinzuziehen. Da über das Internet oftmals in Teams aus der ganzen Welt „gezockt“ wird, setzt bei dem Einzelnen das Gefühl ein, als wichtiger Bestandteil der Gruppe unbedingt gebraucht zu werden. „Es entsteht eine virtuelle Gemeinschaft, in der mitunter auch negative Alltagserfahrungen kompensiert werden“, erläutert die zweifache Mutter. Die Fachfrau spricht bewusst von „exzessiver Online-Nutzung“ in Abgrenzung zu einer Suchterkrankung, die als solche derzeit noch nicht definiert und folglich auch nicht diagnostizierbar sei. In der kostenlosen und anonymen Beratung in Wolfsburg können sich Betroffene zunächst Klarheit über ihren individuellen Umgang mit Online-Angeboten verschaffen. Mit einem zuvor vereinbarten Zeitplan gilt es dann, die Häufigkeit und Dauer eigener Internet-Aktivitäten bewusst wahrzunehmen. Allerdings müsse der Impuls, das eigene Verhalten ändern zu wollen, von den Ratsuchenden selbst kommen, betont Annette Haring.
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❱❱ Annette Haring ist erreichbar unter Telefon 05361-27900 oder 204811 und per E-Mail an annette.haring@drogenberatung-wolfsburg.de. Tipps für eine überlegte Internetnutzung gibt es unter www.ins-netz-gehen.de